Der 17-jährige Kärntner Chris Höher absolviert aktuell ein Praktikum beim Formel1-Rennstall Scuderia Toro Rosso und lernt damit das Innere dieser hochtechnisierten Sportwelt kennen.
Faenza – dieser Ortsname in Italien ist Otto Normalverbraucher kaum ein Begriff. Die Stadt in der Provinz Ravenna in der norditalienischen Region Emilia-Romagna hat eine große Historie in Bezug auf mehrere Bereiche. Bereits seit der Renaissance ist Faenza und die Region um diese Stadt für die Herstellung von Tonwaren bekannt. Ein internationales Keramikmuseum zeigt Stücke aus aller Welt und allen Entwicklungsepochen dieses kunstvollen Handwerks.
Doch nicht nur die Kunst des Töpferns hat hier ihre Heimat gefunden. Völlig unscheinbar im Industriegebiet der Stadt liegen mehrere Produktionshallen, die sich von den anderen dort befindlichen Industrieimmobilien auf den ersten Blick nur durch eines unterscheiden: durch unzählige Überwachungskameras. Kein Wunder, in eben diesen unscheinbaren Fabrikshallen hat der Motorsport die Herrschaft übernommen…
Der Ursprung vieler Karrieren
In diesen heiligen Hallen hat der Formel1 Rennstall Scuderia Toro Rosso seine Heimat gefunden. Nach der Saison 2005 hat Red Bull-Boss Didi Mateschitz den Vorgänger Minardi (Mark Webber, Fernando Alonso, Jarno Trulli, Giancarlo Fisicella feierten bei diesem Rennstall ihr Formel1-Debüt) aufgekauft und daraus den heute bekannten Rennstall aufgebaut. Jenem Rennstall, mit dem der vierfache Weltmeister Sebastian Vettel seinen ersten Grand Prix-Sieg feierte.
Eintauchen in eine andere Welt
Formelaustria.at wird ein Rundgang durch die heiligen Hallen gewährt – Einblicke, die sonst kaum wem gewährt werden. Der Grund für diesen Besuch heißt Chris Höher. Der junge Kärntner Rennfahrer absolviert derzeit bei Scuderia Toro Rosso sein Auslandspraktikum, das er im Zuge seiner Ausbildung an der HTL1 Lastenstraße in Klagenfurt vorzeigen muss. „Normalerweise nimmt Toro Rosso keine Praktikanten auf. Für Chris hat Teamchef Franz Tost eine Ausnahme gemacht“, freuen sich sein Vater Gunter Höher und Pressesprecher Harald Schwarz.
Mit einem Lächeln im Gesicht empfängt der junge Rennfahrer den Autor dieses Berichtes. Es scheint ihm also zu gefallen. „Ja, auf jeden Fall. Man möchte es kaum glauben, aber es geht hier sehr familiär zu“, sagt Höher. Seine Aussage wird sofort dadurch unterstrichen, als Mitarbeiter des Rennstalls an ihm vorbei gehen und ihn freundlichst begrüßen. Man kennt den Blondschopf. Vermehrt Aufmerksamkeit erhält er, seit die Toro Rosso-Mitarbeiter wissen, dass Höher selbst Rennen fährt. „Sie fragen mich, wie es mir ging. Total nett. Dass ich Rennen fahre, hat sich rasant schnell verbreitet“, sagt der Spittaler. Wenige Augenblicke später begrüßt Teamchef Tost die „Höher-Reisedelegation“.
Im Juli 2013 reiste Höher zum ersten Mal nach Faenza, um das Werk zu besichtigen. „Damals habe ich Franz Tost darauf angesprochen, ein Praktikum absolvieren zu wollen“, erinnert er sich. Nun hat er es geschafft, lernt seit einigen Wochen die Materie Formel1 richtig kennen. Höher ist das erste Mal von seiner Familie getrennt. „Das ist für mich neu. Ich muss nun alles selbst auf die Reihe bekommen“, grinst der Kärntner, der bereits bewiesen hat, kein 08/15-Praktikant zu sein, der vielleicht nur die Semmeln für die Pausen holen darf. Höher bringt sich in seinem Aufgabengebiet (Vehicle Performance Abteilung, Rennsimulation) ein. „Ich will einen guten Eindruck hinterlassen. Man weiß ja nie, wie die aktuellen Kollegen dir einmal im Laufe der weiteren Karriere helfen können“, beweist Höher Weitsicht.
Lob vom Teamchef
„Christopher ist ein talentierter Rennfahrer, hat aber auch ein sehr gutes technisches Verständnis. Mit seinen Fähigkeiten und der Ausbildung, die er genießt, sehe ich eine sehr erfolgreiche Zukunft für ihn. Ich sehe seinen weiteren Weg sicher im Motorsport. Mit seinen Fähigkeiten hat er sicher das Zeug, einmal technischer Direktor in einem Formel1-Team zu sein“, ist Techmchef Franz Tost voll des Lobes für den 17-Jährigen.
Talent setzt sich durch
In Zeiten, in denen der Bezahlfahrer immer mehr an Bedeutung gewinnt, ist Tost dennoch der Ansicht, dass sich das Talent durchsetzt. „Das Talent ist der erste Punkt, der zweite Punkt ist die Leidenschaft – man muss wirklich zu 100 Prozent für den Motorsport leben. Der dritte Punkt ist die Disziplin und den vierten Punkt nenne ich Innovation, dass man sich Gedanken macht – wie werde ich besser als mein Konkurrent, wo kann ich mich verbessern“, meint der gebürtige Tiroler.
Strenge Richtlinien
Die Formel1 ist Hightech – das wird einem beim Rundgang durch die Produktionshallen erst richtig vor Augen geführt. In vielen Bereichen herrscht absolutes Fotografierverbot. Alle Bereiche sind klar strukturiert – Entwicklung, Produktion, Fertigung usw. „Man kann nicht einfach so von Halle zu Halle spazieren. Ohne entsprechende Zugangsberechtigungen geht da nichts“, sagt Pressesprecherin Marieluise Mammitzsch. Kurios: Selbst die Mitarbeiter haben außerhalb ihrer Betätigungsfeldes in gewissen anderen Bereichen keinen Zutritt. Diskretion wird groß geschrieben in einem Team, dass derzeit rund 350 Mitarbeiter umfasst und in der Phase der Vorbereitung auf die nächste Saison auf zirka 400 Mitarbeiter anwächst. „Der Großteil der Mitarbeiter hier stammt aus Italien. Aber wir sind ein multikulturelles Unternehmen“, erzählt Mammitzsch.
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