Brause in der Dose, aber Benzin im Blut

Red Bull Eigner Dietrich Mateschitz wuchs im Mürztal auf und war schon als Jugendlicher ein großer Rennsport-Fan. Daher sind seine Engagements im Motorsport auch zu einem Gutteil die Verwirklichung persönlicher Wünsche

Formel 1 Traum realisiert

Teenager Didi war ein steter Besucher des 1969 eingeweihten Österreichrings und hegte schon bei der Einführung der Marke Red Bull den Traum, irgendwann in die Formel 1 zu gehen. Das erste finanzielles Engagement startete er beim Schweizer Rennstall Sauber ab 1995. 2004 kündigte er diese Kooperation auf, denn er hatte sich einerseits mehr Erfolg erhofft, und andererseits strebte er damals mit dem Brand in die USA. Das Arrows-Team sagte dem Steirer zu ein „Red Bull All America Team“ voranzutreiben. Im selben Jahr übernahm Materschitz auch das Areal um den Österreichring und wollte dort ein Rennfahrzentrum und eine Aviatik Akademie verwirklichen. Nach einer Ablehnung dieser Pläne brachte das „Projekt Spielberg“, mit dem 2011 als Red Bull Ring als Herzstück, nicht nur die Formel 1 (2014) und die Motorrad-WM (2016) nach Österreich zurück, sondern belebte auch die gesamte Region wirtschaftliche enorm. 2005 übernahm der Milliardär das Jaguar Team und gründete Red Bull Racing. Mittlerweile hat man mit Toro Rosso – nun Alpha Tauri – ein zweites Formel 1 Team, war in der nordamerikanischen NASCAR-Serie unterwegs, ist Hauptsponsor des Citroen World Rallye Teams, unterstützt das Triple Eight Rennteam in der australischen V8 Supercar Series, uvm. Durch Einzelsponsoring ist die Marke aber auch in zahlreichen anderen Rennsportserien vertreten wie in der ABB Formula E durch Daniel Abt, mit Luc Ackermann im MotoX, im Stunt Racing, im Drifting, im Motorrad-Enduro Sport, u.a. Erster Red-Bull-Athlet war Mitte der 1980er-Jahre Formel 1 Legende Gerhard Berger, gefolgt von Motocross Doppelweltmeister Heinz Kinigadner.

Projekt statt Sponsoring

Gerade das Beispiel Formel 1 zeigt Mateschitz‘ Ansatz zum „Projekthaften“ im Rahmen eines Engagements, was ihn und Red Bull stark von vielen Unternehmen unterscheidet. „Uns geht es um die Sinnhaftigkeit, auch wenn sie sich vielleicht erst im Nachhinein bestätigt. Nur das Logo auf einen Sportler oder ein Fahrzeug zu kleben, war uns immer schon zu wenig“, ließ er immer wieder wissen. Dafür erntet Mateschitz bis zum heutigen großen Respekt, auch von (sportlichen) Rivalen. „Didi Materschitz ist für mich der österreichische Paradeunternehmer. Wie er seine Marke kreiert und groß gemacht hat, hat es in dieser Form bei uns noch nie gegeben. Ohne ihn hätten wir den Österreichring nicht mehr zurück und auch keine zwei Formel 1 Teams“, so Toto Wolff, Motorsportchef bei Mercedes und damit F1 Hauptgegner des Mateschitz-Teams. Selbstredend ist auch Didi Intimus und Red Bull Motorsportdirektor Helmut Marko vom Motorsport-Engagement begeistert. „Komplett in die Formel 1 einzusteigen, brauchte sehr viel Mut. Das muss man sich erstmal trauen. Und unsere Erfolge mit den WM-Titeln, Siegen, usw. sind nur seiner Vision und seinem Tun zu verdanken.“

Eigene Talentschmiede

Zu diesem Ansatz passt auch das so genannte Red Bull Junior Team perfekt, eine hauseigene Talenteschmiede, die 2001 ins Leben gerufen wurde. Zunächst unterstützte man junge Hoffnungsträger und weitete das Programm aus als man dann auch eigene Rennteams im Einsatz hatte. Alle Piloten erhalten neben der Motorsport-Grundlagenausbildung auch eine umfassende Trainingsausbildung im Red Bull Diagnostics & Training Center in Thalgau nahe Salzburg. Seit der Gründung haben Red Bull Piloten mehr als 20 Meistertitel und über 300 Rennsiege bzw. Pole Positions eingefahren. 2004 wurde Christian Klien der erste Red Bull Junior, der es in die Formel 1 schaffte. Vier Jahre später holte Toro Rosso Fahrer Sebastian Vettel in Monza den ersten Grand Prix Sieg eines Bullen. Der Deutsche wurde 2010 auch erster RB Formel 1 Weltmeister und ließ drei weitere Titel folgen. 2013 wurde die Niederländerin Beitske Visser die erste Frau im Junior Team. 2020 treten Jüri Vips in der japanischen Super Forrmula, Yuki Tsunoda in der Formel 2, Liam Lawson, Dennis Hauger und Jack Doohan in der Formel 3, sowie Jonny Edgar und Jack Crawford in der Formel 4 an.

Alpha Tauri – das jüngste Kapitel

„Als erstes musste F1 Vermarkter Liberty Media zustimmen, dann die FIA, und schließlich jedes einzelne Team“, erklärt Marko, der den Namenswechsel als „Belebung“ für die Königsklasse sieht, denn „AlphaTauri ist ein neues Modelabel, das gut hineinpasst.“ Dementsprechend war der Car Launch im Salzburger Hangar 7 dann auch eine Mischung aus einer Modenschau von Red Bulls Modemarke AlphaTauri und der Fahrzeugpräsentation selbst. Zunächst standen 30 Minuten Präsentation der Kleidung auf dem Programm, ehe man den rund 500 Gästen, darunter Formel-1-CEO Chase Carey, Red-Bull-Teamchef Ch ristian Horner und DTM-Boss Gerhard Berger, den neuen Boliden zeigte. Nach den Pre-Season-Testfahrten wurden die Boliden des ehemaligen Toro Rosso Teams von den Fans auch unisono als die schönsten der neuen Rennsaison gewählt.

Teuer, aber lohnenswert

Im Jahr 2000 lag der weltweite Umsatz von Red Bull noch bei 794,7 Millionen Euro. 2005, als man mit dem eigenen Formel 1 Team debütierte, hatte er sich bereits fast verdreifacht (2.149.000 Mio.). 2016 durchbrach das Unternehmen erstmals die 6 Milliarden-Marke. 2011 wurde die abgespeckte Variante des Red Bull Rings um rund EUR 200 Millionen eröffnet. Nur für die Rechte einen Formel 1 Grand Prix abhalten zu dürfen, muss ein Veranstalter dem Rechtehalter Liberty Media rund 40 Millionen US-Dollar überweisen. Laut des Wirtschaftsmagazins „trend“ waren das 2018 knapp 35 Millionen Euro. Dennoch lohnt sich das Prestigeprojekt: Über fünf Millionen Zuseher haben sich den Österreich GP 2019 am TV angesehen, was für einen Bruttowerbewert von knapp zehn Millionen Euro sorgt. Zirka 200.000 Fans genossen das Rennwochenende vor Ort, die Einnahmen von 30 Millionen Euro aus Nächtigungen, Eintrittspreisen, Verpflegung und Verkehr lukrieren. Auch bei den Rennteams sieht die finanzielle Bilanz ähnlich aus. Die Scuderia Toro Rosso – jetzt Alpha Tauri – legte die Geschäftszahlen für das Jahr 2018 in Italien offen. Demnach hat das Team einen Reingewinn von 1,8 Millionen US-Dollar gemacht, dies aber nur, weil Red Bull 82,9 Millionen Dollar einbezahlt hat. Insgesamt konnte der Rennstall Einnahmen von 183,6 Millionen Dollar erwirtschaften, hatte aber auch Kosten von 181,1 Millionen Dollar. Rennwagen. Teamkleidung, Materialien ca. 56,5 Millionen, Reisen, Instandhaltung, Reparatur, Fahrerlohn 45,6 Millionen. 40 Millionen kosten die Mitarbeiter. Allerdings wird der Werbewert eines Formel-1-Engagements für ein Spitzenteam mit rund 3 Milliarden Euro pro Saison beziffert. Selbst wenn das Red Bull Schwesterteam kein absoluter Top Player ist, sollte man in etwa bei der Hälfte liegen. Damit hat sich die Teilnahme selbstredend mehr als gelohnt.