Wie Monaco gepimpt werden muss, damit man endlich überholen kann

Kaum ist das Rennen zu Ende geht die Diskussion wieder los, ob ein Grand Prix in Monaco noch zeitgemäß ist. Ist er, aber man müsste eben auch etwas dafür tun….

Übergewichtige Autos

Aufgrund des neuen Reglements sind die 2022er Modelle der Formel 1 noch wuchtiger, breiter, und deutlich schwerer als ihre Vorgänger. Die Straßen in Monaco sind aber dieselben wie auch die letzten 20 Rennen. Und schon damals war das Überholen im Fürstentum mehr eine Frage von Mut und Verrückheit als eine logische Konsequenz des Rennverlaufs. Wie Stardesigner Adrian Newey schon mehrfach festgehalten hat, sind die Boliden der Königsklasse einfach „zu fett und zu schwer“. Was der Sport braucht, sind kleinere, wendigere, leichtere Rennwagen. Gut, wir müssen jetzt nicht gleich einen Rekord aufstellen, wie beim China GP 2016, wo unter starker Mithilfe von DRS unglaubliche 161 Überholmanöver zustandekamen. Aber der Schnitt von zehn Rangverschiebungen auf der Strecke in den vergangenen neun Grands Prix im Fürstentum reißt eben auch keinen wirklich vom Hocker.

Die ungefähre Breite von zwei Metern eines Formel 1 Renners hat sich seit Anfang der 1970er Jahre nur wenig verändert. Aber damals waren die Autos in etwa 4,80m lang, wurden dann in den 1980ern sogar um rund 40 cm kürzer. Erst 2010 durchbrach man die 5 Meter Schallmauer, und heutige Formel 1 Boliden sind brutale 5,80 m lang. Dass man damit in Monaco kaum um die Kurve kommt, und dann mit einem Gewicht von 800 kg – also beinahe 200 Kilo mehr als noch 2009 – nicht aus der Ecke beschleunigen kann, um jemanden zu überholen, versteht sich von selbst.

Neue Streckenteile

So wie bei allen Grand Prix Strecken dieser Erde, müsste eben auch der Automobilclub von Monaco verstehen, dass man seinen Rundkurs über die Jahrzehnte hinweg anpassen muss.

Der Circuit de Monaco wurde erstmals 1929 befahren und hat sich in seiner Charakteristik im Wesentlichen seither kaum verändert, die meisten Streckenteile sind sogar identisch. Für welchen anderen Kurs trifft dies zu? Keinen, richtig. Und warum nicht? Weil die Formel 1, wenn gewisse Kriterien nicht erfüllt sind, auf einer Strecke schlichtweg nicht mehr fährt. Und genau da muss man in Monaco ansetzen, denn das ist absolut möglich. Was es braucht, selbst wenn man die Rennwagen vorerst gleich lässt, sind mehrere DRS Zonen, breitere und längere Geraden.

Bislang gibt es lediglich die Möglichkeit bei Start-Ziel vorbeizufahren und dazu muss man pro Runde laut neuesten Berechnungen eine um drei Sekunden bessere Zeit fahren können. Das heißt, eigentlich kommt man unter normalen Umständen nur an Hinterbänklern vorbei oder man riskiert eben Kopf und Kragen. DRS ist in Monaco aktuell Zirde, denn der Einsatz auf Start-Ziel bedeutet nur, dass man in Sainte Devote im Getriebe des Gegners hängt. Wirklich helfen kann die Überholhilfe nur, wenn die Gerade lange genug ist. Das ginge in einem ersten Schritt, wenn man vor der Einfahrt zum Tunnel, nicht die kurze Variante, sondern die lange Schleife um den Kreisverkehr Portier fährt. Dann ist das Stück auf dem Boulevard Louis II wesentlich länger und man hätte ausreichend Zeit für einen Angriff vor der Schikane.

Die zweite gewinnbringende Änderung wäre die Einführung einer komplett neuen Schleife, die nicht, wie bisher, am Casinoplatz vorbeiführt, sondern die den Berg noch weiter hinauf auf der breiteren Avenue Princesse Alice verläuft, im rechten Winkel auf die Avenue de la Costa abbiegt, und dann über die Avenue de la Madonne S-Kurve wieder auf die Orginalstrecke vor der legendären Tip Top Bar zurückkehrt. Daraus würden sich drei weitere Ausbremschancen ergeben, was zu mehr Zweikampfaction führen würde. Auf der damit nun deutlich längeren Strecke käme es im Qualifying auch nicht zum mühsamen Gedränge in Q1 und Q2,

Es zeigt sich also, dass mit etwas mehr Kreativität von seiten der Streckenbetreiber und mehr gutem Willen der Automobilhersteller, vielleicht doch auf etwas „Elektronikzeugs“ zugunsten leichterer und kleinerer Rennwagen zu verzichten, Monaco nicht nur gefahren werden kann, sondern auch allen wieder richtig Spaß machen würde. Vielleicht gewinnt dann ja auch mal Charles Leclerc….

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