Immer wieder wird die W Series, die erste Formelserie nur für Pilotinnen, von außen kritisiert. Formelaustria zeigt einige Hintergründe auf, um die aktuelle Situation zu erklären
Seit Anfang der 2000er kursierten immer Pläne wie Frauen im Motorsport mehr, oder endlich gleichwertig, unterstützt werden könnte wie Männer. Zwischen 2004 und 2007 wagte die Formula Woman mit Sportwagen einen ersten Versuch. Im November 2017 wurden erstmals öffentlich Pläne für eine rein weibliche Formel-Rennserie bekannt, die den Namen „SHE Championship“ tragen sollte. Serienchefin Catherine Bond Muir stellte im Oktober 2018 dann die W Series offiziell vor. Für die erste Saison wurde ein Preisgeld von 1,5 Millionen Dollar ausgelobt und eine kostenfreie Teilnahme bei erfolgreichem Durchlaufen des Bewerbungsprozesses garantiert. Kritikpunkte waren – und sind – vor allem die Trennung von weiblichen und männlichen Fahrern, und der Mangel an Investitionen in die Juniorinnenförderprogramme. Letztlich wurden 18 Fahrerinnen im Bewerbungsverfahren aus einem Pool von 61 Kandidatinnen ausgewählt. Die Engländerin Jamie Chadwick wurde die erste Meisterin.
Anderer Ansatz
Ein ganz wesentlicher Unterschied der Entwicklung der W Series zu anderen Formel-Nachwuchsserien ist der marketingtechnische Ansatz. Üblicherweise entwickeln sich Rennserien sportlich und gewinnen aufgrund ihrer Professionalität, ihres hohen Niveaus auf und abseits der Strecke, und nicht zuletzt der teilnehmenden Fahrer an Bedeutung und Ansehen. Bei der W Series ging es aber in erster Linie darum, dem weltweiten emanzipatorischen Trend im Sport zu folgen, und (endlich) eine Plattform für talentierte Pilotinnen zu schaffen. Daher standen vor allem der Zeitfaktor und die Vermarktung bei der Gründung im Vordergrund. Es kam nicht von ungefähr, dass man sich gleich ins Rahmenprogramm der prestigeträchtigen DTM einnistete und ab Season 2 die Chance nutzte, bei der Königsklasse dabei zu sein. „Je mehr Menschen diese Serie wahrnehmen, desto schneller werden Frauen im Rennsport von Exotinnen zur Normalität,“ weiß auch Serien-Board Chairman und Ex-Formel 1 Star David Coulthard.
Erfahrung oder Jugend
Aktuell teilt sich das Feld – bis auf wenige Ausnahmen – in zwei Kategorien an Pilotinnen auf: die einen verfügen bereits über viel Erfahrung und haben auch Erfolge aufzuweisen, wie Abbie Eaton, Emma Kimiläinen oder Jessica Hawkins, aber sind kaum Single-Seater gefahren; die anderen haben die meiste Zeit ihrer Karrieren in Formel-Rennwagen verbracht, sind aber noch jung und daher unerfahren. Die Ausnahmen sind Jamie Chadwick und Alice Powell, die über beide Qualitäten verfügen und daher dem Rest des Feldes im Meisterschaftskampf dieses Jahr auch enteilt sind.
Genug Qualität
Die Kritik an der sportlichen Güte der W Series sieht auf den ersten Blick berechtigt aus, ist aber bei genauerem Hinschauen nicht wirklich fundiert. Die Formel 3 Renner der W Series sind eine Generation älter als jene der FIA Formula 3. Der eingesetzte Tatuus F3 T-318 der W Series hat 270 PS und einen Top Speed von rund 280 km/h, der Dallara F3 2019 verfügt über 380 PS mit 300 km/h Spitze. Außerdem fahren die Ladies mit Hankook Reifen und die F3 Starter mit Pirellis. Aber die meisten Pilotinnen der W Series haben schon in „Männer-dominierten“ Meisterschaften Rennen und auch Titel gewonnen. 2019 W Series Champion Chadwick hat sich zum Beispiel 2020 in der Italian F3 Regional den Männenr „gestellt“. Ja, sie war 1-2 Jahre älter als ihre Konkurrenten, hatte aber im Schnitt auch 1-2 Jahre weniger Erfahrung im Single Seater. Dennoch war sie immer bei der Musik, holte ein Podium, sieben Top8 Ergebnisse, und wurde am Ende Meisterschafts-9. von 17 Startern.
Es steht außer Frage, dass die W Series derzeit noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist. Aber sie ist definitiv ein Schritt in die richtige Richtung und vor allem alles andere denn sportlich wertlos.
Bisherige Erfolge der W Series Pilotinnen in „Männerserien“
| Fahrerinnen | Erfolge |
| Jamie Chadwick | Meisterin British GT4, Meisterin MRF Formula, weitere Rennsiege British F3 Championship |
| Alice Powell | Meisterin Asian Formula Renault, Meisterin British Formula Renault, weitere Rennsiege British F3 Cup & Class B |
| Abbie Eaton | Meisterin Mazda MX5 Supercup, Meisterin British Production TCC, weitere Rennsiege Blancpain GT Series, GT Cup Championship, BritCar Endurance Championship |
| Fabienne Wohlwend | Vizemeisterin Ferrari Challenge Europe, P11 Audi TT Cup |
| Emma Kimiläinen | Vizemeisterin Formula Ford Scandinavia, P3 Radical Cup Sweden, weitere Rennsiege V8 Thunder Cars |
| Beitske Visser | P6 GT4 European Series, weitere Rennsiege ADAC Formel Masters |
| Sarah Moore | Meisterin BritCar Championship, Meisterin Ginetta Junior Championship |
| Vicky Piria | P10 European F3 Championship |
| Miki Koyama | P9 Super Formula Lights Japan |
| Marta García | P9 Spanische F4 Meisterschaft |
| Bruna Tomaselli | P4 Formula F4 Sudamericana, weitere Rennsiege Formula Junior Brasil, Imperio Endurance Brasil |
| Belén García | P6 FIA Formula 4 Cup, weitere Rennsiege Spanish F4 |
| Abbi Pulling | P6 British F4 Championship |
| Ayla Ågren | Meisterin Formula Ford 1600 USA |
| Jessica Hawkins | Vizemeisterin Mini Challenge UK |
| Caitlin Wood | P10 Blancpain GT Sprint Series |
| Sabré Cook | P8 SCCA National Championship |
| Irina Sidorkova | Meisterin Russian Circuit Racing Series, P6 SMP F4 Championship, |
| Nerea Martí | P16 Spanish F4 Championship |
| Gosia Rdest | Rennsiegerin GT4 Europe & Baltic Touring Cars |
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