Prüller: „Nach Jochens Unfall wollte ich aufhören!“

80 Jahre ist Heinz Prüller nun auf der Welt. Und viel Zeit davon hat er an den Rennstrecken dieser Erde verbracht. Formelaustria konnte ihm zum Jubeltag einige Fragen stellen

Heinz, wie geht es dir?

Gut, danke. Ich bin jetzt wieder in Wien zuhause, in Grinzing. Dort trainiere ich viel, gehe jeden Tag spazieren.

Schaust Du heute noch Formel 1 Rennen?

Ja, aber die Königsklasse ist sehr statisch geworden. Es fehlen mir die Außenseiter-Siege, es gibt viel zu wenig Überraschungen. Das ist schade.

Wann war die beste Zeit der Formel 1?

Das war sicher die Ära von Jochen Rindt, Jacky Stewart und Jim Clark. Das war eine irrsinnig abenteuerliche Phase.

Wir haben 2019 Niki Nazionale verloren. Wie hast Du seinen Tod erlebt?

Nikis Schicksal hat mich mehr getroffen als alle anderen Tragödien. Beim letzten Telefonat hat er mich gefragt „Wie geht’s dir, mein Freund?“ Ich war gerührt und beunruhigt zugleich, denn das Wort Freund hat der Niki sonst nie verwendet. Ich bin dankbar für die Zeit, die ich mit ihm erleben durfte.

Anders als Niki, verloren wir den anderen österreichischen Formel 1 Weltmeister, Jochen Rindt, an einem Rennwochenende. Du warst 1970 in Monza dabei.

Wir waren am Samstag mit Lotus-Teamchef Colin Chapman in Monza Mittagessen, dann war das Qualifying. Ich stand in der Box und plötzlich wurde es ruhig. Im Lautsprecher sagten sie, dass es einen Unfall von Jochen Rindt gab. Er sei aber schon aus dem Auto. Ich habe gespürt, dass das nicht stimmt. Mir ist saukalt geworden und ich habe gezittert, obwohl ich nichts wusste. Du entwickelst so eine Art sechsten Sinn. Dann kam die Bestätigung, und Du bist total hilflos. Ich habe immer fünf, sechs Seiten im Express geschrieben, wo ich Sportchef war. In dem Moment war ich außer Stande auch nur eine Zeile zu schreiben. Ich habe versucht, mich zu konzentrieren, und habe es am Telefon diktiert.

Wolltest Du Dich wirklich mit Saisonende 1970 aus der Formel 1 zurückziehen?

Ja. Jochen war mein bester Freund. Nach Monza gab es noch die zwei Rennen in Kanada und USA. Ich bin dann nur noch nach Watkins Glen gefahren, zum letzten Rennen, weil ich mich dort von Brabham, Stewart und Hill verabschieden wollte. Stewart hat mir seine Box „für die nächsten 50 Jahre“ angeboten, weil ich immer in der vom Jochen war. Alle waren so nett zu mir und ein halbes Jahr später war schon der Niki da, sodass ich dann weiter gemacht habe.

Der dritte österreichische Held ist Gerhard Berger….

Gerhard war sehr, sehr schnell und immer ein lustiger Bursch. Was mir bei ihm leid tut, ist, dass die Leute so ungerecht sind und sich aufregen, weil er die WM nicht gewonnen hat. Er hat immerhin 10 Grand Prix Siege geholt, mehr schnellste Runde wie Ayrton Senna in ihrer gemeinsamen Zeit. Der Gerhard wäre Weltmeister geworden, wenn er eines von den beiden Malen das Angebot von Frank Williams angenommen hätte. Es gab damals Gründe, es nicht zu machen, nur hinterher ist man immer gescheiter.

Berger ist den meisten als Ferrari-Star in Erinnerung. Du hast schon als Teenager Enzo Ferrari interviewt. Wie kam es dazu?

Ich war Autostopp in Italien und habe gewusst, wo die Fabrik von Ferrari ist. Da bin ich reinspaziert als die Arbeiter gerade heimgingen. Plötzlich stand ich in der Rennabteilung mit den Lorbeerkränzen, Reifen und Motoren. Auf einmal stand Enzo Ferrari da und hat mich furchtbar zusammengeschissen. Ich habe mich entschuldigt, und irgendwie hat’s ihm imponiert, dass da einer einfach reinmarschiert. Er hat gesagt: Okay, setz dich hin, dieci minuti intervista.

Unglaublich. Ähnlich unglaublich wie die Rückkehr des GP von Österreich, oder? Hättest Du gedacht, dass die Formel 1 nochmals zu uns zurückkehrt?

Nicht wirklich, Daher war ich irrsinnig happy, denn für mich war es immer als würde ich nach Hause kommen. Als der Österreichring eröffnet wurde, war er die schönste und schnellste der Welt. Dann hat die Politik den GP abgewürgt und alle waren irrsinnig traurig. Bernie (Ecclestone) hatte beim letzten Rennen Tränen in den Augen. Didi (Mateschitz) ist in der Gegend um den Ring aufgewachsen. Bei seinem ersten GP-Besuch hat er sich ein Autogramm von Rindt geholt, das er noch heute stolz herzeigt. Ich glaube, es war von ihm ein Lebenstraum.

Niki Lauda präsentierte einmal Pläne für einen Grand Prix in Wien

Da war ein bisserl Fasching vom Niki. Aber Wien hätte 1931 einen Großen Preis bekommen. Ringstraße, Sacher, Parlament, Rathaus –eine sehr interessante Strecke. Das Rennen war fix, aber dann hat wenige Wochen vorher die Stadtverwaltung ihre Genehmigung zurückgezogen und es wurde abgesagt.

Apropos Fasching. Du bist oft parodiert worden, u.a. auf Ö3 oder auch von Alex Kristan. Wie siehst Du das?

Mir ist jede Eitelkeit fremd. Wenn man überlegt, wie der Kreisky imitiert und von Karikaturisten gezeichnet wurde, brauche ich mich wirklich nicht zu beklagen.

 

Für die Fotos bedanken wir uns bei Rainer Schlegelmilch!

 

Die Formel 1 auf Formelaustria.at wird präsentiert von Mr Green Sportwetten

Wetten Sie verantwortungsvoll! | 18+ | wetten-bei-mrgreen.at | Hilfe unter gamblingtherapy.org | MGA/CRP/121/2006 (Mr Green Ltd) | AGBs gelten

Posted in ,