Exklusiv zum Todestag von Roland Ratzenberger bieten wir Euch das Interview unseres Herausgeber Harry Miltner mit dem Rennsport-Urgestein für sein Buch „Helden der Ringe“
Roland, Du bist früh nach Großbritannien, sozusagen ins Home of Motorracing, gegangen …
Die Zeit in der britischen Formel 3 war toll. Die Strecken waren klasse, das Niveau hoch, und ich hatte auch viel Spaß mit dem Team und den anderen Piloten. Je länger ich dort war, desto besser lief es auch. In Donington wurde ich Vierter, aber leider kam es wegen eines technischen Problems zu einer Disqualifikation. Aber wenig später landete ich beim zweiten Rennen in Donington und dann auch in Spa jeweils als Dritter auf dem Podium.
Und in der Formel 3000 lief es noch besser!
Ja, der Reynard-Cosworth Wagen lag mir sehr gut, und ich kannte nun ja die Strecken schon (lacht). In Donington, das sich langsam zu meiner Lieblingsstrecke mausert, konnte ich wieder gewinnen und mit vier zweiten und noch einem dritten Platz habe ich fast bis zum Schluss um den Titel mitgefightet. Damals war auch der Fritz (Glatz) einige Rennen dabei. Allerdings fuhr er als Pierre Chauvet.
Aus dieser Zeit stammt auch Dein Spitzname „Roland The Rat“, oder?
(lacht) Ja, richtig. Im britischen Fernsehen gab es eine Frühstücks-TV-Show mit einer Muppet-artigen Puppe. Die hieß Roland Rat. Ich wurde in eine Sendung als Gast eingeladen und ich musste in meinem damaligen Formel Ford 1600 Boliden ein Rennen gegen die Ratte in einem rosaroten, getunten 1953er Ford Anglia, dem so genannten „Ratmobile“, bestreiten. Die Ratte hat natürlich mithilfe der Stewards dieses Duell in Silverstone gewonnen und der Clip lief danach auf allen britischen Sender. Plötzlich war ich „Roland, The Rat“! (lacht)
Dann hast Du aber Europa Richtung Japan verlassen …
Nach der Formel 3000 bin ich mit meinem ehemaligen Instruktor Walter Lechner senior Sportwagen gefahren, unter anderem auch die 24 Stunden von Le Mans. Aber ich war auf der Suche nach einem Werkscockpit. Und dann bekam ich ein spannendes Angebot vom SARD Toyota Team mit konkurrenzfähigem Material und gutem Gehalt. Die einzige Bedingung war eben, nach Japan zu ziehen.
War das damals keine enorme Umstellung für Dich?
Natürlich. Am Anfang war der Kulturschock brutal. Ich verstand kein Wort, alles war neu, die Menschen so unterschiedlich. Aber es machte enormen Spaß. Das Leben war exotisch, es war eine Herausforderung. Ich fuhr alles Mögliche – Prototypen, Sportwagen, Tourenwagen und Formel 3000. Einige Rennen konnte ich auch gewinnen und Podiumsplätze holen. Wir waren viel unterwegs, vor allem mit Eddie (Irvine) und Heinz-Harald (Frentzen).
Da gibt es diese Story von der Messerstecherei im Nachtclub …
Das klingt ärger als es war. Heinz-Harald und ich gingen in einen Nightclub und dann kam es zu einem Wortgefecht zwischen ihm und einem anderen Typen, der ein Mädchen belästigt hatte. Plötzlich zog der Typ ein Messer und ich ging dazwischen. Danach hat sich alles beruhigt …
Dann kam der Moment, an dem Du wieder nach Europa zurückkehren und dort in die Formel 1 aufsteigen wolltest …
Ich hatte keine genaue Vorstellung, wie das Leben in der Formel 1 sein würde, aber beim Einstieg ging es schon ziemlich rund. Wenn man so weit weg von zuhause Rennen fährt, wie ich in Japan, taucht man natürlich nicht so schnell in den Medien auf. Daher war es wieder einmal eine Bauchentscheidung, den Schritt zurück nach Europa zu wagen, aber es hat sich ausgezahlt.
Wie kam es zu Deinem für viele doch überraschenden Einstieg in die Königsklasse?
Mein Manager Burkhard Hummel stellte mich Eigentümer und Teamchef Nyck Wirth vor. Ich bin mit ihm, der auch den Wagen konstruiert hat, sofort gut ausgekommen. Wir waren den ganzen Winter hindurch im Kontakt – zwei, drei Mal die Woche – und ich war auch bei den ersten Testfahrten dabei als mein Teamkollege David Brabham gefahren ist. Er hat einen sehr ähnlichen Fahrstil wie ich und auch unser Feedback zum Auto stimmt überein. Generell habe ich den Kontakt zum Team sehr gepflegt und dann hat sich plötzlich über eine Agentur aus Monaco etwas ergeben. Sie ermöglichten mir dann den Einstieg bei Simtek und den längerfristigen Vertrag.
Und Du hast Wirth mit einer Raserei in Deinem Wagen „überzeugt“ …
(lacht) Naja, so war das nicht ganz. Ich habe ihm bei unserem ersten Treffen vorgeschlagen, dass ich mit ihm eine Runde in meinem Ford Fiesta drehe. Das hat ihn dann doch etwas mitgenommen (lacht).
Wie fühlt es sich nun in der Formel 1 an? Bist Du schon angekommen?
Ich muss mich auf meinen Job in der Formel 1 konzentrieren, muss mit dem Auto noch viel lernen. Leider hatte ich bisher erst 18 Runden Testzeit mit dem Wagen und natürlich hätte ich mir vor dem Saisonstart mehr gewünscht. Trotz der wenigen Kilometer fühle ich mich im Auto schon sehr wohl und war in den schnellen Kurven durchwegs am Limit. Wenn wir die kleinen Probleme mit den Bremsen und der Kupplung, die wir bei den Tests in Imola noch hatten, ausmerzen können, dann haben wir gute Chancen, uns in Brasilien zu qualifizieren. Dort geht es dann darum, im Rennen so lange wie möglich zu fahren, denn jede Runde bringt uns mehr Erfahrung. Das Team gegen Jahresende in den Top 10 landen.
Ratzenberger war schließlich bei drei Grand Prix Wochenenden für Simtek im Einsatz. In Brasilien konnte er sich mit dem unterlegenen Wagen als 32. nicht qualifzieren. In Aida beim Pazifik GP wurde er dann sehr guter Elfter. Für das Rennen in Imola hätte er sich qualifziert, crashte aber dann nach 18 Minuten des finalen Zeittrainings tödlich.

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