In einer Nacht-und-Nebel-Aktion übernahmen Colin Kolles und ein Schweizer-arabisches Konsortium Caterham F1 vom erfolglosen Teamchef und Airline-Besitzer Tony Fernandes
Wenn Sie ein Low-Budget-F1-Team, das nicht funktioniert, greifen Sie zum Telefon und rufen Sie Dr. Colin Kolles an. Der rumänische gelernte Zahnarzt hat sich einen Ruf als „Feuerwehrmann“ in Sachen Teamchef oder Renndirektor aufgebaut. Seine Rückkehr ins F1-Fahrerlager seit seinem Abschied bei HRT 2012 ist nicht wirklich überraschend, am wenigsten für ihn selbst „Ich werde immer mit der Formel Eins verbunden sein solange sie existiert.“ Zu Beginn des Jahrzehnts etablierte Kolles zusammen mit seinem Vater Romulus in Deutschland das F3 Team Kodewa. Nur fünf Jahre später wurde er vom neuen Besitzer des Jordan GP Teams, dem russischen Investor Alex Shnaider, zum als Geschäftsführer ernannt. Nach den nächsten Übernahmen des Teams durch Spyker, und dann durch Force India, blieb er in seiner Rolle. Dies änderte sich erst als Force India Besitzer Vijay Mallya sich 2009 entschied selbst über die Geschicke seines Teams zu bestimmen. Kolles ging zurück zu Kodewa und startete in der Le Mans Series. Als Teamchef Eric Boullier bei Lotus Renault unter Beschuss stand, rieb sich Kolles bereits die Hände. Aber Kimi Räikkönens herausragende Vorstellungen retteten dem Franzosen den Hals und der Zahnarzt musste weiter an seinem nächsten Coup arbeiten. Zuletzt war er maßgeblich in der der Planung des neuen rumänischen F1 Teams „Forza Rossa“ eingebunden. Der 46-Jährige hat aber sofort nach seine Bestellung bei Caterham abgestritten, dass die F1-Lizenz an sein eigenes Projekt „Forza Rossa“ übergehen könnte. „Caterham ist ein malaysisches Team und es hat nichts mit unserem rumänischen Projekt zu tun. Wenn das Unternehmen nicht mehr existiert, erlischt die Lizenz. Sie ist mit der Firmennummer, nicht mit einem Namen verbunden.“
Der Mann fürs Grobe
Obwohl der ehemalige niederländische Formel 1-Fahrer Christijan Albers offiziell als Teamchef genannt ist, laufen alle Fäden bei „Berater“ Kolles zusammen. Der Rumäne lenkt auch Albers, zumal er bei Midland und Spyker in der Formel, aber auch beim DTM-Team „Futurecom“, und heuer in Le Mans sein Boss war. Der „Bluthund“ wird jedem Teammitglied in Leafield die Sporen geben. „Wir müssen uns die Gründe für die derzeit schwache Leistung ansehen“, tönte Kolles bei der offiziellen Übernahme Pressekonferenz. Nur wenige Tage später bezeichnete er das Ergebnis als ein „komplettes Chaos. Derzeit verfügt das Team über mehr Personal als vergleichbare Konkurrenten. Manchmal muss man unpopuläre Entscheidungen treffen. Aber ich ziehe 200 sichere Arbeitsplätze 300 gefährdeten vor.“ Der neue Mann an der Spitze von Caterham bezog sich dabei auf die Tatsache, dass das derzeit schwächste Team sogar mehr Mitarbeiter als Force India hat. Während Caterham aber noch punktelos dasteht, haben die Inder bereits 91 in der Saison 2014 geholt. 2012 machte Caterham F1 einen Gewinn von 4,8 Millionen Pfund vor Steuern bei einem Umsatz von 46,7 Millionen Pfund, vor allem Dank eines Sponsorings mit General Electric im Wert von 9 Millionen Pfund pro Jahr. Allerdings sind General Electric und Airbus – kamen durch einen Tauschhandel mit Ex-Teamboss und Airliner Tony Fernandes aufs Auto – sind bereits runter von der Lackierung und weitere Partner werden folgen. „Ich bin nicht hier, um Charity zu betreiben. Nur Partner, die zahlen, werden auf dem Auto sein.“
„Es ist nicht eine Frage des Überlebens oder nicht. Die Frage ist, auf welchem Level? Wir müssen das Team finanziell gerade rücken und umstrukturieren. Darüber hinaus müssen wir Upgrades für den Wagen liefern und das bestmögliche Ergebnis mit dem Paket Fahrer/Auto erzielen.“ Um das Team vorwärts zu bringen, Kolles braucht vor allem mehr Mittel, was auch die aktuelle Nummer 1, Kamui Kobayashi, treffen könnte. Auch der Schwede Marcus Ericsson hat seinen Sitz nicht sicher. Red Bull Junior Carlos Sainz Jr., Sohn der Rallye-Legende, und sein Manager Dr. Helmut Marko wurden bereits bei Caterham vorstellig. Sainz wäre bereits der zweite „Bulle“, der in einem Kolles-Team fährt, denn 2011 gab Daniel Ricciardo sein F1-Debüt für HRT. „Ich habe Gespräche mit dem Management und den Fahrern. Der letzte Fahrer, den ich aus der Formel 1 entlassen habe, war Christijan Albers und heute ist er mein Teamchef. Dies zeigt wie ich mit Menschen umgehe.“ Caterham kam als eines von drei neuen Teams 2010 in die Formel 1. HRT ist bereits pleite, Caterham beendete die ersten drei Meisterschaften als 10. und wurde im Vorjahr 11. Wenn sie nicht in den Top 10 landen, wird es sie Millionen an Preisgeld kosten.
Als das renommierte Campos Team 2011 in die Formel 1 aufstieg, bekamen die Spanier die Sache nicht auf die Reihe. Kolles rettete das Projekt Dank seiner guten Beziehungen zu den deutschen Autoteile-Zulieferern wie Holzer, Performance, Kalex und FCE Solutions, und er professionalisierte das Team. Allerdings bestand der spanische Investor Thesan Kapital später bei der Übernahme des Teams von Campos auf die Verlagerung des Teamsitzes nach Valencia. Nicht nur, dass es in der spanischen Hafenstadt keinerlei F1-Infrastruktur gab und dies daher zwei Schritte zurück in Sachen Professionalität bedeuteten, kostete es auch 120 Kolles Mitarbeiter ihre Arbeitsplätze und ihn eine Menge Geld. Die Schlüsselfigur in diesem Deal war der heutige Formula E Direktor Alejandro Agag. Der Schwiegersohn des damaligen spanischen Regierungschefs Jose Maria Aznar war zu der Zeit Manager der GP2 Serie. Das Opus Dei Mitglied schnitt u.a. auch beim Telefonica Sponsoring des Renault Teams in den Tagen von Fernando Alonso kräftig mit. Für einmal bekam Kolles den Schwarzen Peter zugeschoben; allerdings ist er meist auf der anderen Seite des Zauns. Im Juli 2013 kam raus, dass Kolles versucht hatte, Mercedes-Benz Executive Director Toto Wolff zu erpressen. Der Österreicher hatte sich in einem Telefonat zum Verkauf seiner Anteile an Williams F1 angeblich negativ über die Mercedes-Führungsriege um Teamchef Ross Brawn, Sportdirektor Niki Lauda und Daimler Vorsitz Dieter Zetsche geäußert. Kolles hatte den Anruf aufgezeichnet und später gedroht, Einzelheiten des Gesprächs zu veröffentlichen, es sei denn Wolff zahlte eine Stange Geld. Wolff erklärte, dass er den Streit durch die Intervention von Formel-1-Boss Bernie Ecclestone bereinigt hätte und Mercedes erwirkte einen Gerichtsbeschluss, dass die Veröffentlichung von Einzelheiten des Gesprächs verhinderte. Kolles verweigerte jeden Kommentar. Im Vorfeld der 2014er Ausgabe der 24 Stunden von Le Mans, hatte er dann einen heftigen Rechtsstreit mit Designer Stephane Chosse, der für ihn den Le Mans Wagen und auch die HRT Formel 1 Boliden konstruiert hatte und ihn auf 2 Millionen Euro Honorar-Entgang verklagte. Kolles‘ Team fuhr in Le Mans und das Gericht vertagte die Sitzung. Auch Kolles‘ Forza Rossa F1 Projekt, das vom rumänischen Ferrari Generalimporteur und Ex-Gesundheitsminister, Ion Bazac unterstützt wird, sorgte in den Paddocks für Verwunderung. Die FIA hat das Ansuchen um eine Rennlizenz für 2015 bewilligt, sofern Forza Rossa bis zum Österreich GP 2014 eine Bankgarantie von USD 20 Millionen vorlegen kann. Das geschah nicht und seither hat die FIA keine weiteren Kommentare zu Forza Rossa gemacht.
Noten der Piloten: Das Jahreszeugnis 2025
Wie nach jeder Grand Prix Saison gibt es das „Jahreszeugnis“ für die Leistungen der Fahrer durch die Formelaustria Redaktion
Norris krönt sich in Abu Dhabi zum F1 Weltmeister
Der neue Formel 1 Champion heißt Lando Norris! Der Brite wurde beim Saisonfinale Dritter und brachte so zwei Punkte Vorsprung auf Max Verstappen über die Linie

