Der gebürtige Wiener Lukas Dunner ist aktuell Österreichs größte Hoffnung im Formelsport. Wir haben exklusiv mit ihm über seine Corona-Saison 2020, aber auch über seine Zukunftspläne gesprochen
In einem Jahr wie diesem, muss die erste Frage lauten, wie geht es Dir, bist Du gesund?
Danke der Nachfrage. Mir geht es eigentlich ganz gut. Natürlich war dieses Jahr war für uns alle eine komplett neue Situation. Es war nicht immer einfach und ging einem schon manchmal recht auf die Nerven. Aber zum Glück sind von unserer Gruppe alle gesund geblieben und ich denke, wir haben es im großen und ganzen recht gut gemeistert und überstanden.
Die Rennsaison 2020 ist gefahren. Wie würdest Du Deine Saison zusammenfassen?
Es war auf jeden Fall nicht leicht. Es gab Momente, wo man einfach nur am Boden war und welche, wo man überglücklich war. Ich konnte sehr viel mitnehmen. Die Formel 3 war nicht wirklich einfach für uns. Ab dem dritten, vierten Rennen ging es mit dem gesamten Team bergab und die Arbeit wurde dann sehr schwer. Vor allem die Pace hat gefehlt. Natürlich war Richard Verschoor immer wieder Top 10, aber er war eigentlich auf Siege und den Titelkampf eingestellt. Ich wollte eigentlich auch nicht hinten herumfahren. Aber wichtig ist, dass ich die Dinge in Sachen Reifen, Rennstarts, Rennformate, usw. mitnehme. In der Euroformula Open konnte ich meine Erfahrung in der Serie nutzen. Mit dem Team war es großartig, es hat viel Spaß gemacht, war lustig und auch spannend. Vizemeister mit vier Rennen weniger ist keine Schande. Wäre ich alle Läufe gefahren, hätte ich sicher Meister werden können. Die Saison war auf alle Fälle sehr lehrreich und wichtig für meine Entwicklung.
Durch Deine Starts in der FIA Formel 3, hattest Du keine Chance mehr auf den Titel in der Euroformula Open. Eine vergebene Chance oder die richtige Entscheidung im Sinne der Weiterentwicklung?
In der FIA musst Du diese Meisterschaft priorisieren, musst also bei Terminüberschneidungen die andere Serie auslassen. Wir versuchten natürlich, dass ich die Euroformula Open fahren können. Aber wir fanden niemanden, der den Sitz in der Formel 3 übernehmen würde. Daher musste ich die FIA Rennen bestreiten, sonst hätte ich Strafen ausgefasst, vor allem sehr kostspielige. Es gab also keine wirklich Wahlmöglichkeit.
Werden wir Dich 2021 in der neuen wieder in der Formel 3 sehen bzw. weißt Du schon, wo Dein Weg hinführen wird?
Wo ich 2021 fahren werde, ist noch nicht klar. Ich werde sicher nicht in der Formel 3 fahren. Es gibt einige Optionen und wir sichten gemeinsam, was am besten passt. Sobald ich mehr weiß, lasse ich es natürlich alle Fans wissen.
Apropos hinführen – der Mexikaner Sergio Perez hat den Sakhir GP gewonnen und steht 2021 möglicherweise ohne Formel 1 Cockpit da. Wie siehst Du diese Entwicklung?
Generell ist es immer wieder lustig zu sehen, wer in der Formel 1, wo einen Platz hat. Wenn Perez keinen Platz bekommt, wäre das sehr schade und sogar ein wenig lächerlich. Alex Albon konnte bei Red Bull nicht wirklich überzeugen. Letzte Saison wurde Pierre Gasly nicht so viel Zeit gegeben. Ich würde es Perez gönnen, wenn er bei den Bullen fahren könnte. Denn er zeigt immer wieder tolle Aufholjagden und Rennen.
Verfolgst Du die Formel 1 eigentlich regelmäßig? Und wenn ja, wer hat Dich heuer am meisten beeindruckt?
Ja, absolut. Ich schau fast jedes Rennen an, das ganze Rennen. Am meisten beeindruckt hat mich George Russell in Sakhir. Der fährt einen Williams, bekommt in der Dusche den Anruf, hat kaum Zeit sich vorzubereiten. Es ist natürlich das beste Auto, aber die Umstellung ist riesig. Er hat in diesen wenigen Tagen eine Monsterleistung erbracht. Was er dann zeigte, war großartig. In den Trainings (Valtteri) Bottas distanziert, im Rennen hat er ihn cool außen überholt, nach dem Reifenpatzer der Crew nochmal alles aufgeholt. Er hätte sicher gewonnen. George hat mich am meisten beeindruckt und gezeigt, was er für ein unglaubliches Talent ist. Toll von Mercedes, ihm diese Möglichkeit zu geben, und ich hoffe, er wird bald wieder in diesem Wagen sitzen!

Leider haben wir seit Christian Klien keinen Österreicher mehr in der Formel 1 fahren sehen. War die Königsklasse für Dich ein Thema?
Es war schon immer mein Traum und Ziel in die Formel 1 zu kommen. Jeder, der dort arbeitet, weiß, dass man da nicht nur mit Talent allein hinkommt. Man braucht genug Geld, die politischen Kontakte. Die richtigen Leute müssen Dich wollen. Für mich wäre es ein Kindheitstraum, der wahr würde. Ich möchte Formel 1 Fahrer für Österreich werden und werde alles dafür geben. Der Weg ist noch weit, aber es ist mein großes Ziel.
Siehst Du einen heimischen Fahrer, der den Sprung in die Formel 1 in den nächsten Jahren schaffen könnte?
Um ehrlich zu sein, kenn ich aktuell zu wenige Kartfahrer. Im Formelbereich hab ich außer mir noch keinen gesehen. Und bezüglich der Jungs in der Langstrecke, weiß ich, dass sie gut aufgestellt sind, aber die sind dort engagiert. Charlie Wurz fällt mir ein, der sich hocharbeitet. Er könnte das schaffen, hat das Können und den Namen, einen Vater, der ein guter Fahrer war und ist, und ihm helfen kann. Mich selbst, sehe ich natürlich auch.
Zurück in die Gegenwart – wie wirst Du das Weihnachtsfest verbringen und hast Du noch eine Botschaft an unsere Formelaustria Leser?
Da ich das ganze Jahr unterwegs war, werde ich mit meiner Freundin und meiner Familie im erlaubten kleinen Kreis feiern, ein schönes Essen. Vor Weihnachten werde ich mich noch mit meiner Rennsport-Truppe treffen. Ich danke jedem Formelaustria Leser, der mich heuer unterstützt und mitgefiebert hat. Ich hoffe, dass mit dem Virus bald ein Ende naht und wünsche jedem eine schöne Zeit mit der Familie, viel Freude, Gesundheit und Glück. Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch in ein hoffentlich besseres Neues Jahr!
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