Die Formel 1 am Scheideweg – Ein Blick in die Zukunft

f1-renault-engine-rb10-inlineWie geht es nach den jüngsten Querelen in der Königsklasse weiter?

Vor dem Rennwochenende in Russland sorgte F1 Zampano Bernie Ecclestone für Schockmomente, als er angekündigte, dass die Formel 1 noch dieses Jahr einen neuen Haupteigentümer bekommt. Aber selbst wenn eine Übernahme stattfinden sollte, wird „Mr. Formel 1“ an der Spitze bleiben. Und kommende Saison setzt Bernie weiterhin auf Expansion und präsentierte einen Kalender mit erstmals 21 Rennen. Aus heimischer Sicht ist die brennende Frage aber die Zukunft von Red Bull Racing und auch Toro Rosso.

Keine Triebwerke für die Bullen

Red Bull droht nächste Saison das Schicksal ohne Motoren dazustehen. Großmächtig hat Sportdirektor Dr. Helmut Marko eine frühzeitige Vertragsauflösung mit Partner Renault, wie auch Spritlieferant Total, verkündet. Anscheinend hatten der „Doktor“ und sein Team aber keinen Plan B in der Hand. Denn Mercedes erteilte den Bullen eine Absage erteilt, Toto Wolff will sich keinen starken Konkurrenten ins Haus holen, beliefert 2016 lieber Manor GP. Von Ferrari kamen im Sommer noch positive Signale, diese allerdings wären die Italiener nur bereit, die Renndosen mit Kundenmotoren zu befeuern. Bei Red Bull Racing will man aber Werksteamstatus. Den wird’s aber laut Ferrari-Teamboss Maurizio Arrivabene nicht geben. Die neuen Ferrari Motoren bekommen nur das Werksteam, Langzeit-Kunde Sauber und das neue amerikanische Haas F1 Team. Auch Honda, bislang noch erfolgloser Partner von McLaren, hat bereits ausgeschlossen an Red Bull Motoren zu liefern.

Logo_ardenDoch wieder Renault oder gar Arden?

Während das „Schwesterteam“ Toro Rosso, das gerade eine neue Fabrik in Faenza eröffnet hat, von einem Ausstieg nichts hören will und sich mit gepimpten 2015er Ferrari-Aggregaten zufrieden gibt, stehen Marko und Co. so richtig im Eck. So unfassbar es klingen mag, könnte der geschmähte Ex-Partner Renault nun die letzte Hoffnung sein. Gespräche sollen bereits stattgefunden haben. Allerdings planen die Franzosen für nächstes Jahr mit einem eigenen Werksteam – durch die Übernahme von Lotus in Enstone und mit Alain Prost als Mitbesitzer. Falls Red Bull, wie von Big Boss Didi Mateschitz angekündigt, tatsächlich aussteigt, könnte Christian Horner zusammen mit Arden, dem hoch erfolgreichen Traditionsrennstall seines Vaters, den „Bullenstall“ in Milton Keynes übernehmen. Red Bull würde mit einer saftigen Abfindungszahlung nachhelfen.

PA1698362.0036Das Problem der Motorenformel

Hauptgrund für das Vertragswirrwarr ist die aktuelle Überbetonung des Motors. Vor der V6 Turboeinführung 2014 spielte die Aerodynamik die entscheidende Rolle, sehr zum Vorteil von Red Bull. Durch die Regeländerungen ist die sogenannte „Power Unit“ heute maßgeblich ausschlaggebend und hier hat Mercedes einen beachtlichen Technologievorsprung. Den WM Titel kann man daher nur mehr als Werksteam holen, weswegen auch McLaren den Schritt mit Honda eingegangen, obwohl man praktisch bei null beginnt. Hätte man die Partnerschaft mit Mercedes fortgesetzt, wäre man auch langfristig chancenlos gewesen. Das gleiche Problem trifft nun Red Bull, denn durch den Renault-Einstieg sind sie auch dort nicht mehr das Premiumteam. Der Volkswageneinstieg in die Königsklasse ist durch den Abgasskandal für die nächsten Jahre wohl vom Tisch, und Mateschitz möchte – aus guten Gründen – auch keinen eigenen Motor bauen. Die Entwicklung der hochkomplexen Hybridmotoren ist enorm teuer und praktisch nur für einen Automobilhersteller machbar. Hier lastet auch viel Schuld auf der FIA, die es bei der Einführung der neuen Aggregate verabsäumt hat, eine Preisgrenze festzulegen, denn die kleinen Teams können sich die Motoren kaum leisten.

Vijay-Mallya-Net-WorthEU Kommission als Chance?

Sauber und Force India haben Beschwerde bei der EU Kommission eingereicht, denn beide Teams haben wettbewerbsrechtliche Bedenken wie die Formel 1 geführt wird. In der Strategiegruppe, wo die Regeln gemacht werden, sind die kleinen Teams nicht vertreten. Sie werden vor vollendete Tatsachen gestellt. Selbst in der Strategiegruppe können sich die Beteiligten meistens nicht einigen. Auch die Preisgeldverteilung ist höchst fragwürdig, denn in keiner anderen Sportart werden die Millionen so unfair ausgeschüttet wie in der Formel 1. Ferrari kassierte letztes Jahr 164 Millionen Dollar, Teamweltmeister Mercedes nur 109. Manor GP musste sich mit 51 Millionen begnügen, Schlusslicht Sauber gar bekam nur 47 Millionen. Die Hoffnung der kleinen Teams besteht nun darin, dass die EU Kommission die bestehenden Verträge auflöst und für mehr Ausgeglichenheit sorgt.

ground_effect_lotus_ 91_private_colectionWeitere Änderungen kommen

Aber auch die Boliden werden sich weiter verändern. Der Sound soll wieder lauter werden. Dafür wird ein zweites Auspuffrohr vorgeschrieben, wodurch die so genannten Wastegates des Turbos geleitet werden. Ab 2017 sollen die Boliden wieder breiter werden, breitere und größere Reifen erhalten, mehr Abtrieb bekommen und die Rundenzeiten auch durch die Rückkehr des „Ground-Effects“ deutlich gesenkt werden. Die komplexen Frontflügel der aktuellen Fahrzeuggeneration machen es für das hinterherfahrenden extrem schwierig dem Vordermann zu folgen und ihn zu attackieren. Mit dem „Ground-Effect“, also dem „Ansaugen“ des Wagens durch einen Unterdruck am Unterboden des Boliden, wird der Hintermann weniger beeinflusst und kann besser zum Überholen ansetzen. Bleibt die Frage, ob Red Bull Racing in zwei Jahren noch dabei sein wird, um von ihrer aerodynamischen Expertise profitieren zu können.

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