Der geschenkte Sieg

Sebastian Vettel holte sich den Erfolg beim 75. Grand Prix von Monaco, allerdings hätte der Deutsche nicht gewonnen, hätte sein Team nicht Kimi Räikkönen benachteiligt

Die Pole Position ist auf dem engen Stadtkurs von Monaco mehr als die halbe Miete. Das wusste Polesetter Kimi Räikkönen und freute sich auf den Rennsonntag. Der „Iceman“ behielt am Start souverän die Führung und zog vorne gerade so weit weg wie nötig. Doch sein Team unter der Leitung von Maurizio Arrivabene hatte ganz andere Pläne. Man wollte WM-Leader Sebastian Vettel nach vorne bringen, um so den Abstand zum diesmal weit hinterherhinkenden Rivalen Lewis Hamilton ausbauen. Daher holte man Räikkönen zuerst an die Boxen, wohlwissend, dass seine neue Reifenmischung deutlich schwächer als jene gebrauchte von Vettel sein würde. Seb drehte einige Toprunden, setzte sich ab, und schob sich durch seinen späteren Stopp so am Teamkollegen vorbei. „Es war ein sehr intensives Rennen. Wir hatten nicht geplant länger draußen zu bleiben als Kimi, die Entscheidung fiel während des Rennens“, so Vettel. „Ich bin zwar Zweiter, aber das fühlt sich nicht gut an“, meinte der geschlagene Räikkönen.

Ferrari als „Wiederholungstäter“

Noch vor dem Rennen war sich Mercedes-Boss Niki Lauda sicher, dass „sie niemals Sebastian vorbeilotsen werden. Das wäre grob unsportlich.“ Auch Pirelli hatte alle Teams per Memorandum informiert, dass die Ultrasofts theoretisch die ganze Renndistanz halten würden. Aber so denkt die Scuderia, dachte und agierte sie immer schon. Wir alle erinnern uns an das gellende Pfeifkonzert beim Österreich GP 2002 als Ferrari-Teamchef Jean Todt den berühmten Sager „Let Michael pass for the championship“ abließ und dem überlegenen Rubens Barrichello befahl, Michael Schumacher vorbeizulassen. Der Brasilianer tat dies demonstrativ in der letzten Runde auf der Zielgeraden und die Fans buhten Schumi gnadenlos aus. Auch Felipe Massa musste zahllose Male gegen Fernando Alonso klein beigeben. 2010 lag der kleine Brasilianer in Hockenheim 49 von 67 Runden vorne, ehe man ihm klarlegte, dass er seinen spanischen Stallgefährten passieren lassen muss. Nicht einmal sein Renningenieur Rob Smedley wollte Massa die Meldung übermitteln und entschuldigte sich sogar bei ihm per Boxenfunk. Es muss aber gesagt sein, dass seit dem Vorfall in Österreich 2002 die Teamorder zulässig ist. Allerdings ist sie gerade in Anbetracht der Bestrebungen der neuen Eigentümer der Serie, Liberty Media, die Formel 1 spannender, umkämpfter und attraktiver zu machen, Ferraris Monaco-Taktik ein Schlag ins Gesicht.

Schadensbegrenzung bei Silber

Platz 4 für Valtteri Bottas war das Maximum für Silber im Fürstentum. WM-Favorit Hamilton erlebte ein rabenschwarzes Wochenende, startete von Platz 12 und wurde am Ende wenigstens noch Siebter. „Mir war schon nach dem Qualifying klar, dass ich dieses Rennen schnell vergessen muss. Ob ich nun 7. oder 17. bin, es war ein großer Rückschritt in Sachen Meisterschaft. Daher müssen wir das genau analysieren und in Montreal wieder voll angreifen“, so der britische Dreifach-Weltmeister. Weniger pessimistisch analysierte Lauda: „Valtteri hat eine gute Leistung gebracht. P4 ist in Ordnung. Lewis hat aus seiner Situation noch das Beste gemacht. Aber natürlich müssen wir uns das genau anschauen und in Kanada wieder vorne mit dabei sein.“

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