Formelaustria hat sich in Abu Dhabi mit BWT Geschäftsführer Lutz Hübner zum Interview getroffen und die erste Formel 1 Saison von BWT Revue passieren lassen
Das Rennsportjahr 2017 neigt sich dem Ende zu. Wie lautet Dein Fazit?
In jeglicher Hinsicht grandios. In sportlicher Hinsicht haben wir mehr als das erreicht, was wir wollten. Wenn man uns vor der Saison gesagt hätte, ihr werdet Vierter, hätten wir das wahrscheinlich nicht geglaubt. Das ist eine tolle Leistung vom Team!
Und medial?
Auch medial sind wir in der Formel 1 voll angekommen. Unsere beiden pinken Boliden haben polarisiert. Das sind mittlerweile aber sicher die meist fotografierten Autos im Grid. Das Gesamtpaket ist für uns also mehr als erfolgreich.
Was waren die Gründe für den Einstieg in die Formel 1 und wann kam der Gedanke dazu?
Begonnen hat es schon vor drei Jahren mit der DTM. Unser dortiges Engagement wurde sehr gut angenommen und wir konnten es hervorragend zur Aktivierung unserer Kunden im B2B Bereich nutzen. Der Aufbau unserer Marke BWT ist unsere übergeordnete Zielsetzung. Da die DTM nun aber ein rein deutsch-österreichisch-schweizerisches Produkt ist, fehlte es an Internationalität überall dort, wo wir unser internationales Geschäft haben. Daher haben wir mit einigen Formel 1 Teams verhandelt und sind schlussendlich bei Force India gelandet. Und was soll ich sagen: Das war in jeder Hinsicht ein Volltreffer!
Nach anfänglicher Kritik scheinen die ‚Pink Panther‘ mittlerweile sehr gut anzukommen und sind sehr beliebt. Kannst Du diesen Eindruck bestätigen?
Eigentlich sind sie schon fast eine Ikone geworden – und zwar über alle Motorsportserien hinweg. Aber ich verspreche Euch: Beim Design für die nächste Saison werden wir nochmal eins drauf legen. Das wird ein echter Hingucker und für neuen Gesprächsstoff sorgen!
Wie dürfen wir uns das neue Design vorstellen?
Es wird logischerweise ein pinkes Auto bleiben. Aber viel moderner mit noch prägnanterem, sportlicherem Look. Ich bin gespannt auf die Reaktionen.
BWT hat ja „nur“ rund 15-20 Millionen für den Force India Deal bezahlt. Aus unternehmerischer Sicht müsste sich das Engagement doch gelohnt haben?
Wir haben mit unseren Partnern generell vereinbart, dass wir nicht über die Details sprechen und ich hoffe auf Euer Verständnis. Aber natürlich ein Engagement in der Formel 1 ist für ein mittelständisches Unternehmen wie uns sehr, sehr viel Geld und eine große Investition. Wenn es weiterhin so läuft, wie jetzt, ist das mal okay. Wir arbeiten aber auch sehr hart für das Geld, das hier auf unsere Marke BWT einzahlt. Jetzt fragen sich natürlich viele, was verbirgt sich eigentlich hinter BWT? Und das ist jetzt die spannende Aufgabe für alle unsere 3.800 Mitarbeiter. BWT ist jetzt schon Marktführer in vielen Bereichen Wasseraufbereitung und unsere Vision ist es, die international führende Wassertechnologie-Gruppe zu werden. Nur wenn wir unsere Produkte aktiv und erfolgreich verkaufen und damit der Umsatz steigt, rechnet sich das Investment erst. Schöne Bilder alleine helfen uns auch nicht. Insofern ist dieses Gesamtwerk Formel 1 für uns schon eine sehr komplexe Aufgabe, an der auch im Hintergrund abseits des Motorsportzirkuses viele Menschen mitwirken.
Warum habt Ihr Euch gerade für den Motorsport entschieden? Ihr seid ja auch in der DTM, Formel 4 und Formel 3 unterwegs?
Die DTM war unser Experiment und hat hervorragend als Aktivierungsplattform unserer Kunden funktioniert. Beim Saisonfinale in Hockenheim hatten wir 11.400 Kunden zu Gast an der Strecke. So etwas gab es, glaube ich, noch nie. Alle trugen unsere Rennkleidung, unsere Fahnen und unsere Rucksäcke. Wir hatten zwei eigene Tribünen, das war schon ein richtig großes Projekt für uns. Wenn über 11.000 Kunden quer durch Europa auf eigene Faust zu so einem Event anreisen, dann zeigt das, wie schön man über den Motorsport diese Plattform aktivieren kann.
Ganz Österreich wünscht sich wieder einen österreichischen Fahrer in der Formel 1. Lucas Auer testete beim Young Drivers Day in Budapest zum ersten Mal einen F1 Boliden. Dazu noch im BWT Look. Inwiefern macht Dich das stolz?
Wir begleiten Lucas ja praktisch im Motorsport von der ersten Minute an und sind sehr stolz auf ihn und seine sportliche Entwicklung in diesen letzten Jahren. Er ist ein toller Rennfahrer, ein toller Sportler, und ein toller Mensch. Eine Karriere in der Formel 1 ist aber nochmal eine ganz andere Nummer. Da geht es nicht immer nur um Talent. Wir sind nur der Sponsor und nicht der Teaminhaber.
Wie siehst Du das beinharte Teamduell zwischen Sergio Perez und Esteban Ocon bei Force India?
Die Fans finden solche Duelle natürlich spannend und der Motorsport lebt zum Teil ja auch davon. Der Teamkollege ist für jeden Rennfahrer der erste Gegner und damit im Fokus. Wenn man sich innerhalb eines Teams dabei allerdings gegenseitig ins Auto fährt und sich damit selbst schadet, hilft das niemandem und es gehen wichtige Punkte für die Konstrukteursmeisterschaft verloren. Aber so etwas passiert halt auch und man muss damit umgehen.
Wie sehen die Zukunftspläne aus? Inwiefern wollt Ihr das Engagement ausweiten? Sehen wir in Zukunft noch mehr Pink in anderen Rennserien?
Derzeit sind wir sehr gut aufgestellt, machen die Marke BWT damit bekannt und erreichen, dass Menschen mit ihr Positives verbinden. Sollten sich in der nächsten Zeit neue Optionen ergeben, werden wir sehen, was die Zukunft bringt. Spannende Rennserien gibt es viele und darunter sicher auch mögliche Kooperationen, die in unser Portfolio passen.
Force India wird nächstes Jahr mit neuem Namen an den Start gehen. Hat BWT hier ein Mitspracherecht?
Dazu kann ich leider noch gar nichts sagen.
Besteht die Chance, dass BWT das Force India Team übernimmt?
Ich glaube, das wird nicht passieren. Wir sind ein Sponsor und wollen Medienvolumen kaufen. Einen Rennstall zu führen, ist momentan nicht unsere Zielsetzung. Man weiß aber nie, was in der Welt passiert.
Wie ist das Verhältnis zu Force India?
Das Team ist wunderbar. BWT-Stil ist, dass man zu allen Teammitgliedern vom Chefingenieur bis hin zum Mechaniker am Auto eine gute Beziehung hat. Das ist uns gelungen und wir akzeptieren uns alle gegenseitig. Und natürlich freuen wir uns mit dem gesamten Team über Platz 4 – eine herausragende Leistung in der harten Welt der Formel 1.
Darf man von einem noch besseren Ergebnis träumen, sollte tatsächlich der Cost Cap kommen?
Ich glaube, dass unsere jetzige Rolle toll ist. Wir sind der Challenger. Wir sind derjenige, der trotz beschränkter finanzieller Möglichkeiten das Beste herausholt und nicht unterschätzt werden darf. Es gibt im Rennkalender einige spezielle Rennstrecken, auf denen Podiumsplätze durchaus jetzt schon in Reichweite sein können. In Baku, zum Beispiel, waren wir richtig schnell unterwegs. Das gesamte Team leistet perfekte Arbeit und findet oft das eine oder andere Zehntel, das uns gemeinsam nach vorne bringt!
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