Boutsen: „Habe Crash erwartet“

Thierry Boutsen ist der erfahrenste belgische Formel 1 Pilot und nach Jacky Ickx der zweiterfolgreichste. Im Exklusivinterview mit Formelaustria erklärt er, dass der Crash der Silberpfeile zu erwarten war

Thierry, Du bist mit Saug- und Turbomotoren gefahren. Was denkst Du über den radikalen Wechsel der Formel 1 zu den V6 Turbos?

Ich mochte die Turbos immer, vor allem wegen ihres Drehmoments. Der radikale Wechsel ist eine gute Übung für die Ingenieure und die Fabriken einen schadstoffärmeren, aber sehr effizienten Antriebsstrang zu entwickeln. Ich bin sicher, er wird auch bald im Straßenverkehr zum Einsatz kommen.

Viele Journalisten und Fans haben über den geringen Sound gejammert….

Mir gefällt das, denn heute kannst Du die Motoren an ihrem unterschiedlichen Sound erkennen. Du weißt sofort, ist das ein Mercedes, ein Renault oder ein Ferrari. Sie klingen alle völlig unterschiedlich. Die geringeren Dezibel sind zudem gut für die vielen jungen Fans, die Kids, die sich die Rennen ansehen wollen.

Mercedes dominiert die Saison, aber man will keine Stallorder ausgeben. Gute oder schlechte Entscheidung?

Eindeutig eine gute Entscheidung. Sie sollten bis zum Ende Rennfahren und fighten. No risk, no fun!

Du hast bestimmt den Crash zwischen Rosberg und Hamilton in Spa gesehen. Wie schätzt Du die Situation ein?

Das war ein Crash mit Ansage. Seit Hamilton über Rosberg beim Monaco GP hergezogen ist und wie er sich in Ungarn verhalten hat als er Nico nicht vorbei ließ und ihn fast von der Strecke schubste. Nico hat das sicher nicht absichtlich gemacht, aber er hat im Duell einfach dagegen gehalten. Man konnte die Anspannung der beiden richtiggehend fühlen.

Viele haben dann für Rosberg eine Strafe eingefordert. Werden heute nicht zu viele Strafen ausgesprochen?

Zu meiner Zeit durfen wir noch Rennfahren. Punkt. Heute bekommst Du für alles eine Strafe. Die Formel 1 ist meiner Meinung nach zu klinisch geworden.

Max Verstappen wird 2015 der jüngste Formel 1 Pilot. In Deiner Ära waren die Piloten älter. War das besser?

Wir mussten einiges an Technik lernen bevor wir in der Lage waren das richtige Setup zu finden. Die Formel Ford, F3 und F2 zu durchlaufen war dafür die Grundvoraussetzung. Heute wird diese Erfahrung flux durch Technologie ersetzt. Wenn er sich gut schlägt, werden alle jubeln. Wenn nicht, wird er verdammt und wie ein altes Taschentuch aus der Formel 1 geworfen. Ich hätte diesen Schritt noch nicht gemacht, denn er hat noch so viel Zeit zu lernen. Und er hat bestimmt noch nicht genügend Erfahrung für die Formel 1.

Dein Landsmann Stoffel Vandoorne könnte ebenfalls aufsteigen und zu McLaren gehen…

Stoffel würde sich bestimmt gut schlagen. Hoffen wir, dass sein Einstieg in die Formel 1 mit der Rückkehr von McLaren zu alter Stärke einhergeht!