Bernie Ecclestone und seine Formel 1


FORMULA 1 - Brazilian GPBernard Charles Ecclestone ist vom Möchtegern-Rennfahrer zum Formel 1 Chef aufgestiegen. Die letzten Jahre ist er aber verstärkt unter Kritik geraten.

Für die meisten Leute ist Bernie Ecclestone nicht der Formel 1 Chef Promoter, er ist für sie der „Mr. Formel 1“. Das zunehmende Alter des Formel 1 Masterminds, gepaart mit seinem jüngsten Gerichtsverfahren und seinen exzentrischen Ideen, lassen immer mehr Zweifel unter Experten und Fans aufkommen. Ist Ecclestone noch der richtige Mann ist? Wie entwickelt sich der Sport und was passiert, wenn Bernie in den Ruhestand geht?

Kein Fan von Demokratie
„Ich glaube nicht, dass Demokratie der richtige Weg ist, um irgendetwas zu führen. Egal, ob es ein Unternehmen oder sonst was ist, du brauchst wem der das Licht ein- und ausschaltet“, äußert sich Ecclestone deutlich und macht damit eines klar: Er ist kein Fan von gemeinsamer Entscheidungsfindung.

Für viele mag diese Einstellung alarmierend klingen. Es war aber diese Herangehensweise, die die Formel 1 aus einem vierzehntäglichen Mechanikerwettbewerb zu einem Multi-Milliarden Business gemacht hat. Ohne Ecclestone wäre die Formel 1 nicht da, wo sie heute ist.

Jedoch hat Ecclestone über die Jahre scheinbar den wahren Geist des Sports, den er früher so geliebt hat, vergessen. „Ich werde nie gefeiert, weil ich keine Rennen oder Titel in meinem Job gewinne. Am meisten mag ich Geschäftsleute. Man schaut am Ende des Jahres zurück und sieht wie viel Geld das Unternehmen gemacht hat. Das ist es.“

Dieser übertriebene Drang nach Reichtum und Macht  hat die Streckengebühren in absurde Sphären ansteigen lassen. Daher muss man in Länder gehen, die sich diese Summen leisten können. Meistens sind das autokratische Regime, die auf der Suche nach Prestige sind. Zusätzlich wird das Überleben für kleine Teams immer schwerer.

Ecclestone unter Druck
Ecclestone ist vor dem Prozessbeginn in München aus dem Vorstand der Delta Topco zurückgetreten. Nachdem er eine 100 Millionen Dollar Ausgleichszahlung vergangen August geleistet hat und alle Vorwürfe gegen ihn fallen gelassen wurden, wollte er wieder in den Vorstand zurückkehren. Es waren jedoch nicht alle Anteilseigner davon begeistert, dass der Richter Eccelstone als „unzuverlässigen Zeugen“ beschrieben hat. Man verweigerte Ecclestone vorläufig die Rückkehr. Später wies Ecclestone alle Vorwürfe zurück: „Die Vereinbarung war, dass ich mich während dem Prozess  aus dem Vorstand zurückziehe. Nachdem Prozess ist wieder alles business as usual.”

Der 84-Jährige steht verstärkt unter Kontrolle. Auch bei den Teams schrumpft die Zahl seiner Anhänger. Unglücklich über die ungleiche Einnahmenverteilung unter den Teams, hat Force India Teambesitzer Vijay Mallya sogar mit Streik gedroht. Zum letzten Mal gab es einen Fahrerstreik 1982 in Kyalami, Südafrika. Damals ging es um Klauseln in der Superlizenz.

Wer führt den Sport eigentlich? FORMULA 1 - Belgian Grand Prix
Wie es scheint niemand so wirklich. Bernie konnte die Krise nicht verhindern und auch FIA Präsident Jean Todt unternahm nichts. Der Zuschauer würde glauben, die Formel 1 gehört der FIA. Sie heißt ja auch FIA Formel 1 Weltmeisterschaft. Nachdem die EU Kommission ein EU Wettbewerbsverfahren eröffnete, wurde 2001 folgendes entschieden: Die Regelmacher und der Promoter müssen getrennt werden. Die FIA musste die Vermarkungsrechte daher verkaufen. Sie gingen für 100 Jahre an die Delta Topco für eine Summe von 313,6 Millionen Dollar.

2005 übernahm CVC Capital 86% der Delta Topco und somit auch die kommerziellen Rechte der Formel 1. Die FIA übernahm kürzlich 45,819,734 Aktien der Delta Topco, was sich nach viel anhört. Das Unternehmen ist jedoch in über 4 Milliarden Aktien aufgesplittet. Der Anteil beträgt also nur ca. 1%. Ecclestone’s langjähriger Beschützer und größter Bewunderer heißt Donald Mackenzie, der Vorsitzende von CVC. Mackenzie lässt sich nur selten in der Öffentlichkeit blicken. CVC macht ein Vermögen mit der Formel 1, investiert die Profite aber anderwärtig. Immer wieder hört man, dass CVC gerne die Formel 1 Anteile verkaufen würde. Donald Mackenzie scheint sich aber nur ungern von der Formel 1 zu trennen.

Kein Nachfolger in Sicht
Wenn Ecclestone also unkontrollierbar, zu stark oder unerträglich für die Anteilseigner wird, wer soll dann die Lücke schließen? Seine rechte Hand Pasquale Lattuneddu ist ein loyaler Begleiter, aber keine Führungspersönlichkeit. Rennlegenden wie Niki Lauda, Gerhard Berger oder Alain Prost haben Nachfolgerambitionen immer dementiert. Flavio Briatore wurde lange als Insider Tipp für die Ecclestone Nachfolge gehandelt. Er hat sich aber mit dem Skandal rund um den Singapur GP 2008 selbst disqualifiziert. Paul Walsh, früherer CEO von Getränke Gigant Diageo wird derzeit als Favorit gehandelt. Er soll den Österreicher Peter Brabeck als Formel 1 Vorstandschef ablösen. Dies würde eine weitere Schwächung Ecclestone’s zur Folge haben. Der Plan die Formel 1 an die Börse in Singapur zu bringen, besteht weiterhin. Bernie Ecclestone als Geschäftsführer würde bei einem Börsengang aber nicht mehr tragbar sein.

Wie lange wird sich Herr Ecclestone noch an der Spitze halten können?
Die jüngsten Bemerkungen von Ecclestone sorgten wieder für viel Kopf schütteln.
„Ich weiß nicht, warum die Leute die sogenannte junge Generation erreichen wollen. Wollen sie ihnen was verkaufen? Die meisten dieser Kinder haben doch ohnehin kein Geld. Da wende ich mich doch lieber dem 70-Jährigen zu, der viel Geld hat.“

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