Gerhard Berger sprach bei der Sports Media Austria Tagung in Bad Ischl über sich, seine Karriere und die Rückkehr des Formel1 Grand Prix in Österreich.
Gerhard Berger gewann zehn Formel1-Rennen – überall, nur nicht daheim am damaligen Österreich Ring/A1-Ring. „Heimrennen sind für Piloten immer was Besonderes. Jeder will sein Heimrennen gewinnen. Leider ist es mir nicht gelungen. Einmal hatte ich technische Probleme, beim letzten Grand Prix 1997 war aus meiner Sicht alles vermurkst. Dazwischen hatte ich wohl gute Ergebnisse, aber es hat eben nicht gereicht“, erinnert er sich an die Zeit in Österreich.
Der neue Red Bull Ring
Berger findet, dass ein Grand Prix in Österreich ein komplett eigenes Flair hat. „Das alte Layout hat mir besser gefallen. Davon war ich ein Fan“, gesteht Berger und: „Mit dem alten Ring bin ich groß geworden. Die neue Strecke ist verkürzt. Das ist sehr schade. Aber das Gesamte ist sehr schön. Nur war eben der alte Ring spektakulärer.“
Zur „neuen“ Formel1
„Man überfordert den Fan mit dem ganzen Techniksalat. Ich muss ehrlich sagen, dass ich dem Ganzen im Winter sehr kritisch gegenüber stand. Aber die Formel1 bestimmt nicht nur die besten Fahrer, sondern auch die besten Entwicklungen und Konstruktionen. Es ist ein schwieriger Spagat: Wer das beste Auto hat, muss nicht zwingend den besten Fahrer haben, um zu gewinnen. Aber wenn die Formel1 die besten Fahrer hat und dazu die beste bzw. neueste Technik, dann passt der Weg. Ich habe mir die Tests in Bahrain angesehen und meine Meinung zurückgezogen. Was ich gesehen habe, war fahrerische Technik vom feinsten und auch von der Technik an sich selbst.“
Berger zu „zu leisen“ Autos
„Die ganze Diskussion finde ich sinnlos. Turboautos haben damals u.a. ob der Auspufführung anders geklungen. Ich sträube mich, eine Diskussion zu dem Thema zu führen. Die heutigen Autos sind eben wie sie sind. Aber die Autos sind nicht schlechter. Sie haben richtig viel Power. Die Fahrer müssen richtig hart arbeiten, um die Fahrzeuge auf der Strecke zu halten. Das erinnert mich ein bisschen an meine Zeit.“
Wer wird Weltmeister?
„So wie es aussieht, wird der Weltmeister aus dem Mercedes Lager. Aber die Saison ist noch nicht vorbei. Derzeit sind Lewis Hamilton und Nico Rosberg noch nett zueinander. Zwischen den Beiden wird es heuer sicher noch einen harten Kampf geben. Ich habe schon zu Niki Lauda gesagt, dass er heuer das Kindermädchen für die Zwei sein wird.“
Duell Hamilton/Rosberg
„Hamilton ist vom Speed her eine ziemliche Bombe, vielleicht der Schnellste im Feld. Er ist manchmal fehleranfällig. Rosberg hat vielleicht in der Beschäftigung mehr Tiefgang. Er weiß, dass er clever an die Sache herangehen muss. Ich traue Rosberg zu, dass er mit Konsequenz und Ausdauer Hamilton das Leben richtig schwer machen kann. Interessant wird Monte Carlo. Hier kann man fast nur per Pole Position gewinnen. Daher werden sie im Qualifying fighten.“
Duell Ricciadro-Vettel
„Hätte bei einer Wette mein Geld verloren, weil ich nicht gedacht habe, dass er eine so gute Leistung bringt. Das neben Sebastian Vettel. Ricciardo ist ein sympathischer Kerl und macht seine Sache einfach gut. Für Ricciardo ist es so, dass er sich derzeit über jeden Podiumsplatz freut. Das interessiert einen vierfachen Weltmeister Vettel nicht. Der ist ein verbissener Kerl. Vettel kommt heuer noch, wird für Ricciardo eine harte Nuss.“
Zu Leistungsunterschieden
„Wir hatten damals auch Leistungsunterschiede. Nur damals sind wir ohne Sprit stehen geblieben, hatten durchdrehende Räder oder irgendwelche anderen Dinge. Dadurch hat sich das Feld dauernd durchgemischt. Heute ist das anders. Es kann vieles besser eruiert bzw. gemessen werden. Aber dafür sind die Rennen nicht mehr so spannend.“
Zu „Simulatorkinder“ (viele kommen vom Simulator direkt in ein F1-Auto)
„Ich finde das nicht gut. Nachwuchsfahrer müssen Kilometer machen – aber nicht am Simulator. Das ist eine falsche Entwicklung.“
Seine Rolle in der FIA
„War dafür bekannt, dass ich etwas gemacht habe, wenn es mir getaugt hat und ich ich was verdient habe. Ich weise ab dem Kartsport Fahrern den Weg Richtung Formel1. Ich habe begonnen, die Formel 3 neu zu ordnen. Es gab in verschiedenen Ländern verschiedene Regeln, aber vielleicht nur zwei Serien, die „wertvoll“ waren. Heute haben wir die stärkste Formel 3 – so wie sie sein soll. Nächstes Jahr startet die Formel4, die in drei, vier Jahren voll greifen wird. Dann soll es eine Formel2 geben. Wenn alle Serien funktionieren, dann hat man einen guten Unterbau zur Formel1.“
Zu Lucas Auer (sein Neffe)
„Das ist ein Eiertanz. Weil man objektiv sein soll, auf der anderen Seite gibt es das Verwandtschaftsverhältnis. Wenn er Kandidat für die F1 werden will, muss er die Europameisterschaft gewinnen. Heuer gab es in der F3 bereits 7 Sieger. Die Luft oben ist sehr dünn. Bei Lucas wäre es zu früh zu sagen, dass er in die F1 kommt. Aber er ist auf einem guten Weg.“
Rennfahrerschulen (welche sind die Besten, machen sie Sinn?)
„Für mich gibt es nur eine wirklich gut arbeitende Rennfahrerschule in Frankreich. Alle anderen sehe ich aus verschiedenen Gründen nicht so erfolgreich. Wenn ich einen Burschen habe, dann setze ich ihn ins Kart. Im Kart sieht man, wer Talent hat – das hat eine Aussage. Naturtalent kann man nicht lernen. Natürlich kann man den Kartsport auslassen und eine Rennfahrerschule besuchen. Aber wie gesagt, jene in Frankreich ist meiner Meinung nach die beste.“
Ist Motorsport ein Männersport?
„Scheint so. Im Tennis kann man auch nicht Mädels mit Burschen zusammen tun. Gleiches gilt auch für den Motorsport. Es gibt in der FIA eine „Mädelskommission“, weil Frauen auch nicht außer Acht gelassen werden dürfen.“
Zu Motorsportserien, die nicht unter der FIA Flagge laufen
„Alle Serien sind für den Motorsport an sich gut. Allerdings verfolgen, wenn man sie mal private Serien nennt, andere Interessen bzw. gibt es dabei einen Gewissenskonflikt. Renault Formel Serien sind Herstellerserien. Eine AutoGP ist zwar auch gut für den Motorsport, aber eben keine FIA Serie. Die FIA hat in ihren Serien die Aufgabe, darauf zu achten, dass alles fair abläuft. Bei anderen Serien steht dem meist ein privates Interesse gegenüber. Eine GP2 wird auch professionell geführt, ist aber auch keine FIA Serie. Was ich damit sagen will ist, dass man einen richtigen Unterbau schaffen will, der auch im Radar der Formel1 -Teams steht. Und das sind nur zwei, drei Serien.“
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