200 GP von Räikkönen – Ein Rückblick

TEST JEREZ 2014Der älteste Fahrer im Formel1-Zirkus feiert heute ein Jubiläum. Formelaustria.at nimmt dies zum Anlass für einen typisch finnischen Rückblick.

Kimi Räikkönen (Ferrari) ist, wenn man so will, der letzte Fahrer im Formel1-Zirkus, der mit seiner Art und seinem Gehabe noch aus der Reihe tanzt. Sehr zum Gefallen seiner Fans.

Heute bestreitet er seinen 200. Formel1 Grand Prix. Ein Grund also, einige bemerkenswerten Highlights seiner Karriere offen zu legen.

Schon im Kart Sport „anders“ gwesen

Bis 1998 fuhr der Finne Kart und arbeitete bereits zu diesem Zeitpunkt an seiner Legendenbildung. So fuhr er bei einem Rennen ohne Lenkrad weiter. Seinem Mechaniker signalisierte er, dass etwas nicht stimmen konnte. Er zeigte dies, indem er bei voller Fahrt mit dem losen Lenkrad herumfuchtelte. Ein weiteres Mal verursachte er hinter (!) einem Sicherheitszaun einen Crash, fuhr trotzdem weiter – bis ihm die Straße ausging.

1999 beendete er die Formel Ford auf dem fünften Gesamtplatz.

In der Formel-Renault gewann er vier Rennen, damit auch den Wintercup in Großbritannien. Ein Jahr später gewann er die britische Formel Renault-Meisterschaft (7 Siege in 10 Rennen).

Bevor Räikkönen erstmals in die Formel1 einstieg, fuhr er gerade einmal 23 Autorennen. 13 davon konnte er als Sieger beenden. Aufgrund seiner nicht vorhandenen Erfahrung in Nachwuchsserien erhielt der Finne beinahe keine Superlizenz. FIA Präsident Max Mosley war es damals, der sich für eine provisorische Lizenz zugunsten des Finnen stark machte und ihm so das Grand Prix-Debüt ermöglichte.

Debüt mit Sauber

Sein Debüt in der Formel1 feierte er bei Sauber. Teamchef Peter Sauber entschied sich gegen den Willen von Sponsor Red Bull, der gerne den Brasilianer Enrique Bernoldi im Cockpit gehabt hätte, und setzte auf Räikkönen. Seine Entscheidung sollte sich als richtig heraus stellen…

Bei seinem ersten Grand Prix – in Australien – fuhr er auf Anhieb in die Punkteränge: Platz 6. Noch in der gleichen Saison markierte er aber auch sieben Ausfälle in 17 Rennen.

Häkkinens Empfehlung

2002 sollte Räikkönens Teamkollege bei Sauber, Nick Heidfeld, zu Mercedes wechseln. Auf Anraten des dort scheidenden Weltmeisters Mika Häkkinen, entschied sich McLaren-Chef Ron Dennis letztendlich für Räikkönen. Zehn Millionen Dollar machte McLaren dafür locker.

Beim ersten Grand Prix für McLaren fuhr Räikkönen – wieder in Australien – gleich aufs Podium. In Magny Cours war er drauf und dran, Michael Schumacher den Sieg vor der Nase weg zu schnappen. Räikkönens Schicksal: Er rutschte auf einem Ölfleck aus, der Sieg war dahin.

Der Iceman wird geboren

Zu seinem Spitznamen Iceman kam Räikkönen durch seinem Boss Ron Dennis. Der Finne gewann in seiner zweiten McLaren-Saison das erste Rennen in Malaysia. Weil er in der tropischen Hitze einen kühlen Kopf bewahrte, betitelte Dennis seinen Fahrer mit Iceman. Beinahe hätte Räikkönen noch den Weltmeistertitel holen können. Am Ende ging es sich knapp nicht aus. Mit 93 zu 91 Punkten ging die Entscheidung hauchdünn an Michael Schumacher und Ferrari.

Pleiten, Pech und Pannen

Als solche kann die Saison 2004 bezeichnet werden. Der Mercedes-Motor verrauchte in beunruhigender Regelmäßigkeit. Räikkönen wurde nur WM-7. Er setzte sich teamintern gegen David Coulthard durch, der deswegen keinen neuen Vertrag erhielt und zu Red Bull wechselte.

Im Jahr darauf kam es zu einer Fahrerpaarung, die wie Tag und Nacht anzusehen war. Auf der einen Seite der mit nichts aus der Fassung zu bringende Räikkönen, auf der anderen Seite der Heißsporn Juan Pablo Montoya.

Ein unglaubliches Rennen absolvierte Räikkönen beim vorletzten Saisonrennen in Suzuka. Von Platz 17 fuhr der Finne los, sorgte für ein spektakuläres Überholmanöver nach dem anderen und entriss Giancarlo Fisichella in der letzten Runde den Sieg.

Mit Bier getröstet

Irgendwann 2006 kam Lustlosigkeit bei Räikkönen auf. Nach seinem Ausfall in Monaco ging er nicht mehr zurück an die McLaren-Box, sondern zu seiner Yacht, wo er sich mit Freunden das eine oder andere Bier genehmigte.

Ab diesem Zeitpunkt wurde auch klar, dass der kühle Finne  dem Alkohol nicht abgeneigt war. Legendär war sein Sturz von seiner Yacht. Passanten filmten den Vorfall – das Video wurde ein Hit auf Youtube. Es folgten Nacktfotos in Whirlpools – Bier inklusive – sowie ein betrunkener Disco-Fight mit einem aufblasbaren Delfin auf Ibiza.

Wechsel zu Ferrari

2007 wechselte Räikkönen zu Ferrari. Mit einer Jahresgage von 20 Millionen Dollar mutierte er zum bestverdienenden Formel1-Piloten. Noch im gleichen Jahr kam der Spruch „Wenn sich Zwei streiten, freut sich der Dritte“ zu tragen. Zwei Rennen vor Saisonende hatte er 17 Punkte Rückstand. Weil sich das McLaren Duo Lewis Hamilton und Fernando Alonso im Weg standen, durfte sich Räikkönen freuen, denn mit zwei Siegen in China und Brasilien sicherte er sich den ersten WM-Titel. Er war zudem er erste Ferrari-Titel seit 2004.

Im Jahr darauf hangen die Wolken wieder tief. Er musste sich seinem Teamkollegen Felipe Massa unterordnen. 2009 feierte er nur einen Sieg. Am Ende der Saison, wird die Trennung zwischen dem Finnen und Ferrari bekannt gegeben – ein Jahr vor Ende des Vertrags. Der Iceman bekam eine nette Abfindung in der Höhe von 17 Millionen Euro. Die Scuderia holte Fernando Alonso mit samt seinen Santander-Millionen.

Wechsel zum Rallyesport

Er wechselte zum Rallyesport und bestritt seine erste Rallye in einem S2000 bei der Finnland Rallye. 2010 und 2011 fuhr er mit einem von Red Bull unterstützten Werks-Citroen. Er schien sich menschlich in dieser Szene besser aufgehoben zu fühlen – Stichwort: Weniger PR-Theater aus seiner Sicht. Allerdings blieben die Ergebnisse eher Mittelmaß. Sein bester Platz war ein 5. Rang. Er versuchte sich auch in unteren Klassen der NASCAR. Mehr als ein kurzer Ausflug in dieser Serie war es aber nicht.

Der Iceman feierte 2012 sein Comeback in der Formel1. Er verhandelte mit Williams, kam aber bei Lotus unter und wurde WM-Dritter. Dafür kassierte er 20 Millionen Dollar. Diese bekommt er aber nicht ausbezahlt, Lotus gelangt damit in die Schlagzeilen. Räikkönen war verärgert und bestritt die letzten beiden Saisonrennen 2013 nicht mehr. Für ihn kam Heikki Kovalainen.

Räikkönen feierte heuer sein Comeback bei Ferrari, steht aber im Schatten von Alonso – jenem Teamkollegen, der ihn 2009 bei der Scuderia ablöste…

 

Posted in ,

Hinterlassen Sie einen Kommentar

Sie müssen eingeloggt sein, um einen Kommentar abgeben zu können.