Ecclestone erntet Gelächter

FORMULA 1 - Brazilian GPErster Prozesstag für Bernie Ecclestone. Der Tag war von Gelächter und Ecclestones Erklärungen geprägt.

Kurz nach halb zehn Uhr betritt heute Bernie Ecclestone den Saal 101 des Münchener Landesgerichtes – flankiert von den Verteidigern Sven Thomas und Norbert Scharf. In diesem Saal fand bereits der NSU-Prozess statt und hier könnte das Lebenswerk des 1,58 Meter großen Briten zu bröckeln beginnen.

Ecclestone ließ sich anfangs nichts anmerken. Immerhin drohen ihm bis zu zehn Jahre Haft. Schon zu Beginn des Prozesses sorgte er für Gelächter im Saal, als Richter Peter Noll nach den Personalien fragte: „Hier steht, Sie sind geschieden?“

Ecclestone: „Yes.“

Noll: „Ich dachte, Sie sind verheiratet?“

Ecclestones Verteidiger helfen mit: „Beides.“

Noll: „Hier gilt immer das Aktuellste.“ Weiters fügt er hinzu: „Das waren jetzt wohl die einfachsten Fragen in diesem Verfahren.“

Vorwurf und Erklärung

In weiterer Folge wurde der bereits bekannte Vorwurf gegen Ecclestone nochmals vorgetragen. Kurz vor elf Uhr kam Ecclestone dran. „Ich möchte eine Erklärung abgeben“, sagte er zum Vorsitzenden. Den Vortrag übernahmen die Verteidiger. Das Manuskript war in der Ich-Form verfasst. Der Verotrag dauerte bis in den Nachmittag und begann mit Ecclestones Kriegskindheit, über den kometenhaften Aufstieg zur zentralen Schlüsselfigur der Formel1, bis hin zu seiner Herz-OP in den Neunzigern und der Gründung des Familien-Trusts Bambino. Aus Steuergründen durfte er über den Trust nicht verfügen. So wurde er vom Eigentümer der Formel1 zu deren obersten Angestellten. Ecclestone: „Ich verstehe bis heute nicht das Hin- und Hergeschiebe dieser Gesellschaften.“ Diese Aussage sorgte für das nächste Gelächter im Saal 101.

Verteidiger sind zuversichtlich

Nach einer Pause führten seine Verteidiger weitere Dokumente an, die seine Opferrolle bestätigen sollten. Beispielsweise einen in einem salbungsvollen Ton verfassten Weihnachtsbrief an den „lieben Bernie“. Gerhard Gribkowsky (BayernLB), der von Noll bereits zu achteinhalb Jahren in dieser Causa verurteilt wurde, schrieb diesen in zu einer Zeit, in der er sich nach seinen Angaben bereits von Ecclestone beobachtet und eingeschüchtert fühlte.

Angeführt wurde auch ein Schreiben aus dem Jahr 2005. In diesem soll Gribkowsky Ecclestone in einem schroffen Ton aufgefordert haben, sich aus den Transaktionen der Renngesellschaft SLEC rauszuhalten. Später soll Gribkowsky mit Schadenersatzansprüchen gedroht haben. „Wie passt das zur Behauptung der Staatsanwaltschaft, ich hätte ein Jahr zuvor eine Unreichtvereinbarung mit Gribkowsky geschlossen, die darin bestanden haben soll, dass Gribkowsky seine kämpferische Haltung mir gegenüber aufgibt?“, fragte Ecclestone.

Am Ende soll Ecclestone seinen Angaben zur Folge gezahlt haben: „Ich war zum ersten Mal in meinem Leben einem Vorgang ausgesetzt, den ich so nicht kannte und nicht einschätzen konnte. Durch einen möglichen Steuerbescheid sah ich mein Lebenswerk in Gefahr.“

Nach seiner Erklärung fragte ihn Richter Noll, ob er noch weitere Fragen beantworten möchte. Ecclestone verneinte. Spannend werden noch die Aussagen von Gribkowsky. Der Showdown ist für den 9. Mai geplant.

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