Traditionell bewerten wir nach jedem Grand Prix die Fahrer (Schulnotensystem). Das war unsere Jahresbilanz 2013 (Stand 12/13).
Sebastian Vettel, Red Bull (397 Pkte) Note 1
Der Deutsche machte in dieser Saison sportlich alles richtig, menschlich war das nicht immer so. Zusätzlich gepusht durch die Überlegenheit seines Dienstwagens, besonders nach der Überarbeitung der Pirelli-Reifen und den Updates nach der Sommerpause, dominierte Vettel fast nach Belieben. Dadurch entsteht der Eindruck, er wäre auf einer Stufe mit Juan Manuel Fangio, Ayrton Senna, Alain Prost oder Michael Schumacher, was aber nicht der Fall ist. Statistisch gesehen, hat der Heppenheimer in vielen Belangen schon die Nase vorne, aber bis er die Größe dieser Superstars erreicht hat, gilt es noch einige Dinge unter Beweis zu stellen.
Fernando Alonso, Ferrari (242) 1
Alonso wurde wieder nur Zweiter, was aber mit dem Ferrari das absolute Maximum war. Nach seinen Siegen in China und Spanien sah er lange Zeit wie ein Titelkandidat aus, doch die Veränderung der Reifen schadete der „Roten Göttin“ mehr als anderen Boliden. Speziell in der zweiten Saisonhälfte war der Rückstand von Ferrari im so oft vorentscheidenden Qualifying schon zu groß, dass Alonsos Husarenritte in den GPs noch den Unterschied machen hätten können.
Mark Webber, Red Bull (199) 3
Mark Webber musste sich wieder einmal der Vettel-Mania beugen und wandert nun in die WEC ab. Der Aussie konnte zwar im Endspurt noch Lewis Hamilton den dritten WM-Rang wegschnappen, aber wer im alles überstrahlenden Rennwagen sitzt, möchte nicht Dritter werden. Das kam aber für Mark bei Red Bull in keiner Saison in Frage, weswegen sein Abschied der logische Schritt ist. Man wird sich an den coolen, sympathischen und ehrlichen Typ erinnern, der in diesem Sport weniger erreicht hat, als er vielleicht hätte können.
Lewis Hamilton, Mercedes (189) 1
Lewis konnte bereits im ersten Jahr bei Mercedes überzeugen, zum Titel reichte es aber noch nicht. Die meisten Experten hielten den Briten für verrückt als er im Vorjahr entschied vom damaligen Siegerteam McLaren zu den schwächelnden Silberpfeilen zu wechseln. Aber Lewis hat alles da wohl schon mehr gewusst und im Nachhinein betrachtet, alles richtig gemacht. Obwohl der Benz ihm nicht wirklich liegt, stellte er Nico Rosberg in den Schatten, holte fünf Pole Positions und den Sieg in Ungarn.
Kimi Räikkönen, Lotus (183) 2
So lange er konnte – und Lotus zahlte – hielt Kimi die WM offen. Dann kamen der interne Bruch mit dem Team und die Rücken-OP. Da er die letzen Rennen nicht bestreiten konnte, verlor er noch WM-Rang drei, was ihm aber egal sein wird. Ohne Frage ist der „Iceman“ noch immer einer der fünf besten Fahrer im Formel-1-Feld, doch sein Lotus-Wagen und -Team waren einfach nicht gut um zum zweiten Mal 2007 den WM-Titel zu holen. Daher wechselt Kimi in seiner wohl letzten F1-Saison nochmals zurück zu Ferrari, wo er nur in Ziel hat: am Ende der Saison 2014 ganz oben zu stehen.
Nico Rosberg, Mercedes (171) 3
Nico ließ sich vom neuen Mann im Team den Rang ablaufen und landete auch in der WM hinter Lewis Hamilton. Nachdem er Veteran Michael Schumacher im Vorjahr noch im Griff hatte, gelang ihm dies mit seinem neuen Stallgefährten nicht. Obwohl Nico in Monaco und Silverstone Siege einfahren konnte, lag er am Saisonende hinter dem Briten und dürfte für 2014 weiter an Teamstatus verlieren. Der Abgang von Ross Brawn spielt aber in seine Hände, denn der Chefstratege ist bekennender Hamilton-Fan.
Romain Grosjean, Lotus (132) 2
Romain konnte sich weiter steigern und war oft schneller als Kimi, aber da war noch mehr drin. Der Franzose wirkte seit er Jungvater ist deutlich ruhiger und auch in den Zweikämpfen besonnener, auch wenn er nichts an Speed verloren hat. Durch die zahlreichen – zum Teil auch unglücklichen – Unfälle im Vorjahr gerieten Romains Leistung und sein Talent völlig in den Hintergrund der öffentlichen Wahrnehmung. Heuer konnte er beweisen, was er drauf hat.
Felipe Massa, Ferrari (112) 3
Seit seinem Unfall 2009 ist Felipe irgendwie nicht mehr derselbe. Auch wenn der Brasilianer selbst das strikt verneinen würde, hat man oft das Gefühl, dass ihm der letzte Zacken fehlt. Dies wäre absolut menschlich, aber für eine F1-Karriere nicht förderlich. Seine besten Saisonrennen zeigte er als Ferrari ihn für 2014 schon vor die Tür gesetzt hatte, aber es ist fraglich, wie viel er bei Williams ausrichten wird können.
Jenson Button, McLaren (73) 3
“JB” konnte mit dem grottenschlechten McLaren der Saison 2013 beim besten Willen nicht um Siege mitfahren. Nicht einmal zu einem Podestplatz hat es gereicht. Auch wenn sein Auftritt beim GP von Brasilien klasse war (Platz 4), so ist diese Saison sicher eine zum Vergessen. Es stellt sich die Frage, ob das Team aus Woking nächstes Jahr ein konkurrenzfähiges Gefährt für den Champion von 2009 hinstellen wird.
Nico Hülkenberg, Sauber (51) 2
“Hülk” ist das klassische “Supertalent”, das in einem schlechteren Wagen die Großen mehr als nur einmal zu ärgern vermochte. Der Deutsche stürmte immer wieder in die vorderen Punkteränge und bescherte so Peter Sauber eine weitere Saison der Freude. Allerdings gilt es anzumerken, dass auch Sergio Perez im Vorjahr mehrfach aufgeigte und heuer bei McLaren total unterging. Wo Nico 2014 fährt, ist weiter offen.
Sergio Perez, McLaren (49) 3
Als „Checo“ bei McLaren unterschrieb, dachte er, sein großes Talent würde nun mit Siegen belohnt. Doch der Mexikaner hätte zu keinem schlechteren Zeitpunkt zum Traditionsrennstall gehen können. Der Bolide war lahm und die Strategie oft fehlerhaft. Zu guter Letzt muss Perez nun sogar den Platz räumen, weil ein anderer Teamchef sein Wort nicht hielt und so McLaren-Junior Kevin Magnussen aufsteigt.
Paul di Resta, Force India (48) 3
Dass Pauls Platz bei Force India wackelt, liegt nicht an seiner Leistung, denn die war gut. Der Schotte hat deutlich weniger Sponsorgeld in der Hinterhand als so manch anderer und so stehen die Zeichen auf Abschied. Die wahrscheinlichste Variante ist, dass Paul den Platz seines Cousins Dario Franchitti, der nach einem bösen Crash zurücktreten musste, in der IndyCar Series einnehmen wird.
Adrian Sutil, Force India (29) 4
Mit vielen Vorschusslorbeeren kehrte der „Pianist“ zurück in die Königsklasse, doch Klasse zeigte er heuer selten. Seine größte Leistung für das Team war etwas Capri Sonne Kohle in die Kassen zu spülen. Teamkollege Di Resta war klar besser, aber dennoch wird der Deutsche wohl bleiben können. Sutil baute speziell in der zweiten Saisonhälfte ab, da er mit den überarbeiteten Reifen nicht so gut zurechtkam.
Daniel Ricciardo, Toro Rosso (20) 3
Danny wurde zwar zur neuen zweiten Geige neben Vettel befördert, aber Star wird er wohl keiner. Der Aussie scheint zwar immer gut aufgelegt zu sein, aber Ausnahmeleistungen gab es von ihm im Toro Rosso bislang keine zu bestaunen. Würde Red Bull nicht so krampfhaft nach einem eigenen Junior suchen, wäre es wohl besser gewesen, Hülkenberg zu holen.
Jean-Eric Vergne, Toro Rosso (13) 4
“JEV” kommt bei Toro Rosso einfach nicht klar. Ob das an ihm, am Team oder beiden liegt ist offen. Platz sechs in Kanada war sein Saisonhighlight, aber auf Dauer ist das sicher zu wenig. Dementsprechend lag es auch auf der Hand, dass Ricciardo und nicht er Vettels neuer Teamkollege werden würde.
Esteban Gutierrez, Sauber (6) 3
Der Mexikaner ging lange Zeit zu vorsichtig an die Sache heran und wird sich nun wohl verabschieden müssen. Gutierrez konnte immer wieder seinen Speed unter Beweis stellen, doch die großen Momente fehlten. Dazu war „Hülk“ ein zu starker Teamkollege. Er wird wohl seinem Landsmann Sergio Perez weichen müssen, der zu Sauber zurückkehren dürfte.
Valtteri Bottas, Williams (4) 3
Der Finne, der noch schweigsamer ist als Räikkönen – ja das geht – konnte in seiner Rookie-Saison den Teamkollegen schlagen und auch erste WM-Punkte holen. Aber im kommenden Jahr wird es bei Williams wohl nicht leichter werden und dann muss er aber wirklich Resultate bringen.
Pastor Maldonado, Williams (1) 5
Bei Pastor war diese Saison Beginn an der Wurm drin. Einerseits war der Williams nicht konkurrenzfähig, dann zerstritt sich der Venezolaner auch noch mit dem Team, beschuldigte Sir Frank und seine Crew sogar gegen ihn zu arbeiten. Auch wenn seine Leistungen nicht immer schlecht waren, so ist eine derartige Einstellung absolut unprofessionell.
Jules Bianchi, Marussia (0) 3
Bianchi zeigte, wieso ihn Ferrari seit Jahren unterstützt, denn er konnte im schlechtesten Wagen des Feldes das ein oder andere Mal aufzeigen und Platz 13 in Malaysia sicherte Marussia sogar den Platz vor Favorit Caterham in der Konstrukteursmeisterschaft und damit wertvolle Dollar-Millionen. Teamkollege Chilton war nie wirklich ein Problem für den Franzosen.
Charles Pic, Caterham (0), 5
Charles hatte im Marussia letztes Jahr deutlich besser als diese Saison im Caterham. Dabei hatte sich der Franzose so viel erhofft. Zu schlechten Ergebnissen kamen dann auch immer wieder unnötige Fehler und mangelndes Feedback an die Ingenieure. Dennoch hat Pic mit seinem finanziellen Hintergrund einen guten Stand bei Caterham.
Giedo van der Garde, Caterham (0) 4
Der 28-jährige Holländer hatte sich viel vorgenommen und wollte die eine oder andere Überraschung liefern. Platz 14 in Ungarn und eine gute Quali in Belgien waren aber das Höchste der Gefühle. Auch wenn die erste Pflicht ist den Teamkollegen zu schlagen, war er am Ende der weniger schlechtere Caterham-Fahrer.
Max Chilton, Marussia (0) 4
Max konnte zwar einen Formel-1-Rekord aufstellen und als erster Rookie alle Saisonrennen beenden. Allerdings sind die Boliden heute viel standfester als noch zu Gerhard Bergers Zeiten und zudem kurvte der Brite zum Teil so langsam um die Strecke, dass auch meine Oma angekommen wäre.
Marko erinnert in WM-Kampf an Saison 2010
Helmut Marko hat McLaren im Titelkampf an den Ausgang der Saison 2010 als mahnendes Beispiel erinnert.
Gräber von Bruce McLaren und seiner Familie geschändet
Unbekannte haben das Grab von McLaren F1 Gründer Bruce McLaren geschändet!

