Traditionell ist die Pressekonferenz am Donnerstag in Melbourne der Auftakt zur neuen Formel 1 Saison.
Am Podium waren Felipe Massa (Williams), Daniel Ricciardo (Red Bull Racing), Kevin Magnussen (McLaren), Lewis Hamilton (Mercedes), Sebastian Vettel (Red Bull Racing) und Fernando Alonso (Ferrari)
Sebastian, lass uns mit Dir beginnen. Du bist ein vierfacher Weltmeister, es ist Dein 121. Grand Prix und Deine siebte Formel 1 Saison. Du hast viermal in Serie den Titel geholt. Aber würdest Du zustimmen, dass Du hier und heute nicht sehr optimistisch bist, einen fünften Titel hintereinander draufzusetzen?
Sebastian Vettel: Ich denke nicht, dass man das sagen kann, denn eine Saison ist sehr lange. Unsere Tests waren nicht ideal und ja, wir sind sicher nicht in der besten Position für dieses Rennen, aber das ist ganz etwas anderes wie über die gesamte Saison zu sprechen. Es liegt ein langer Weg vor uns. Vor zwei Jahren hatte Fernando hier 1.5 Sekunden Rückstand auf die Pole Position, aber beim letzten Rennen hätte er uns fast noch den Titel weggeschnappt. Alles ist möglich. Daher ist dieses Rennen genauso wichtig wie jedes andere. Aber es gibt heuer noch viele Rennen.
Offensichtlich konnten wir alle Eure Probleme, die Du nun auch bestätigt hast, bei den Tests gesehen. Aber was konkret macht Ihr dagegen, Du persönlich?
SV: Es ist für alle Teams ein großer Schritt, für alle Fahrer, denn es gibt viele neue Dinge an die man sich gewöhnen muss. Wir wissen, dass wir offensichtlich noch nicht in Bestform sind und es gibt zahlreiche Dinge, die wir noch lösen müssen. Leider geht das nicht über Nacht, auch wir uns das wünschen würden. Daher muss man Schritt für Schritt an die Sache herangehen, und gemeinsam mit Daniel versuchen wir unser Feedback an die Ingenieure über die neue Antriebseinheit so präzise wie möglich zu geben um voranzukommen. Wir sprechen auch über den Wagen, weil wir im Moment nicht sicher sind, wo wir stehen. Es ist kein Geheimnis, dass Standfestigkeit für einen Titelkandidaten am allerwichtigsten ist. Wir werden also morgen und vor allem Sonntag sehen, wie wir mit den neuen Regeln klarkommen und wie weit wir sind.
Danke. Nun zu Fernando: Doppelweltmeister, 193. Grand Prix dieses Wochenende, 14. WM-Saison. Ferrari ist nach den Tests von außen schwer einzuschätzen. Ihr wart weder sehr gut, noch schlecht. Wie würdest Du Ferraris Position vor dieser stark veränderten neuen Saison einschätzen?
Fernando Alonso: Ich denke, es ist sehr schwer zu sagen wie konkurrenzfähig wir im Moment sind. In 24 oder 48 Stunden wissen wir ein wenig mehr. Der Wagen selbst und die neue Technologie, die die Formel 1 für dieses Jahr eingeführt hat, sind komplex für uns alle. Wir lernen jeden Tag, während wir den Wagen entwickeln. Wie gesagt, es ist alles neu für uns. Wir müssen alles zusammensetzen, optimieren was wir haben und sehen, was die anderen haben.
Nun wurde auch die letzte Qualifying-Session adaptiert. Die Teams bekommen Extra-Reifen. Welche Bedeutung hat das?
FA: Es wird keinen großen Unterschied machen, vor allem für die Zuseher. Zugegeben waren in Q3 nicht immer alle Wagen auf der Strecke und nun wird wohl jeder eine Zusatzrunde drehen, aber ich denke nicht, dass es den Zugang zum Qualifying für die Teams und Fahrer ändern wird. Grundsätzlich ist es aber gut, denn es werden mehr Autos draußen sein. Ich bin einige Male ohne einen Satz neue Reifen in Q3 angekommen, daher bin ich happy.
Weiter mit dem Champion von 2008, Lewis Hamilton, der hier seinen 130. Grand Prix fahren wird. Es ist deine achte F1-Saison im Alter von 29 Jahren. Nach den Testfahrten sieht es für Dich und Nico Rosberg sehr nach einem Vorteil von Mercedes gegenüber der Konkurrenz aus. Wird es also ein Duell unter Euch?
Lewis Hamilton: Möglich. Es hat tatsächlich sehr viele Veränderungen gegeben und wir sitzen alle im selben Boot. Wir versuchen immer Vorteile zu finden, auch untereinander. Wahrscheinlich wird es wie im letzten Jahr, also Nico in einem Rennen vorne und ich im nächsten. Natürlich ist mein Ziel aber immer vorne zu sein.
Kannst Du uns ein wenig erklären wie sich die 2014er Autos von den alten unterscheiden? Liegen sie Dir mehr? Was spürt man am Lenker?
LH: Ich denke, ich spreche für alle von uns, dass sich die Vorjahreswagen besser anfühlten, angenehmer zu fahren waren, ganz einfach weil sie viel mehr Downforce hatten. Aber diese Wagen waren in ihrer vierten Entwicklungsstufe. Nun sind wir in einer neuen Ära und es wird Zeit brauchen sich anzupassen. Zum Beispiel ist der Sound nicht mehr so imposant wie letztes Jahr, aber wenn dann alle Boliden am Grid stehen, werden die Fans begeistert sein.
Felipe, den 192. GP Wochenende in Deiner 12. F1 Saison und Dein Wechsel zu Williams scheint sich auszuzahlen, wenn man Eure Testergebnisse ansieht.
Felipe Massa: Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Es ist für alle neu und wir werden wohl erst dieses Wochenende wirkliche erste Antworten haben. Nicht alle, aber einige. Ich bin sehr glücklich bei Williams zu sein und hatte wirklich viel Freude bislang bei der gemeinsamen Arbeit und der Entwicklung des Wagens. Es ist viel zu tun. Die letzten Jahre waren für Williams schwierig und wir haben viel Arbeit vor der Brust, viel Entwicklungsarbeit. Es sind viele neue Leute dazu gestoßen, mich eingeschlossen. Aber ich bin sehr motiviert. Wir können dabei sein. Ich weiß nicht wie stark wir sind, aber ich hoffe, wir können mit den Besten mitfighten und so konkurrenzfähig wie die drei Jungs sein. Wir müssen versuchen, den Wagen bestmöglich zu verstehen und ihn so immer besser zu machen. Aber lasst uns die Füße am Boden behalten und erst mal dieses Wochenende fahren.
Du hast auch einen Mercedes Motor im Heck, der zu diesem Zeitpunkt der beste zu sein scheint. Aber der Motor alleine ist nicht für die Williams Renaissance verantwortlich. Was ist Dir aufgefallen?
FM: Das gesamte Team will unbedingt. Wir alle wollen mit der Aufgabe wachsen, wollen besser werden und zur erfolgreichen Zeiten zurückkehren. Ich kann das gut nachvollziehen und ich bin echt glücklich in diesem professionellen Umfeld zu arbeiten. Jeder bringt ständig gute Ideen ein und ich versuche meine Erfahrung einzubringen, die ich bei anderen Teams gesammelt habe. Ich kann es kaum erwarten, wenn die Ampel Sonntag ausgeht. Es kann für uns eine sehr gute Saison werden.
Daniel, Du hattest wohl einen sehr guten Testtag und Beobachter sagten, wenn der Wagen fuhr, wirkte er stark. Wie siehst Du das?
Daniel Ricciardo: Wir hatten einen perfekten Tag. Es gab nicht viele wie Seb sagte, aber ich hatte einen. Wir sind daher alle ein wenig unsicher wie gut die Wagen nun sind. Alle Fahrer sind neugierig und freuen sich darauf am Wochenende endlich auf die Strecke zu kommen und sich zu messen, damit wir alle ein klareres Bild bekommen. Ich war im Vorfeld ziemlich beschäftigt und freue mich wohl noch mehr als die anderen hier.
Du bist nun Teil des Weltmeister-Teams und hast einen vierfachen Champion als Stallgefährten. Wie wirst Du die Sache angehen? Schaust Du nur auf Dich oder wirst Du auch schauen, was Sebastian macht und versuchen ihn zu schlagen?
DR: Ich werde zu Beginn die Sache einmal so angehen wie in den letzten Jahren. Dann werde ich mir ansehen wie es läuft. Ich bekomme natürlich einen guten Einblick wie Seb mit den Ingenieuren arbeitet und verstehe dadurch auch ein wenig mehr. Aber ich mache jetzt mal mein Ding und dann sehen wir weiter.
Kevin, willkommen in der Formel 1. Wenn Du um Dich schaust, sitzen hier sieben WM-Titel und 104 GP-Siege neben Dir. Musstest Du Dich erst zwicken um zu glauben, dass Du hier bist?
Kevin Magnussen: Absolut. Für mich ist das wie ein Traum und ich genieße jeden Moment. Ich bin total aufgeregt hier zu sein. Es war ein langer Winter seit ich unterschrieben habe und ich habe es kaum bis zu diesem Wochenende erwarten können. Die Vorbereitung war für unser Team gut und sie haben mich großartig auf meine Aufgabe vorbereitet. Das ist nicht so leicht, denn es ist eine große Aufgabe, eine tolle Herausforderung, aber ich fühle mich bereit. Ich habe über den Winter hart gearbeitet und ich bin sicher, dass ich die Sache nicht unterschätze. Von mir aus kann’s losgehen!
Bring ein wenig Licht in Eure Vorbereitung. McLaren hat zu Beginn sehr stark ausgesehen, aber gegen Ende gab es einige Probleme.
KM: Wir haben während der Tests immer den Launch Car eingesetzt und hinkten ein wenig hinterher. Aber der Wagen an sich fühlt sich gut an. Du hast das Gefühl, dass Du schnell bist, auch wenn Du die Rundenzeiten der anderen nicht kennst, und das ist ein gutes Zeichen. Wenn wir noch ein wenig mehr Downforce reinbringen und weiter entwickeln, sind wir in einer guten Position. Letzte Saison waren sehr schwierig für McLaren und alle sind enorm motiviert es allen zu zeigen. Das ist großartig.
In wie weit unterscheiden sich die Wagen, die Ihr hier in Melbourne fahren werdet von denen, die in Bahrain verstaut wurden?
SV: Ziemlich. Wir hatten zahlreiche Probleme bei den Tests, also hoffen wir, dass wir in den Trainings in Melbourne noch einiges optimieren können. Das ist wahrscheinlich ähnlich bei allen Teams
Fernando, Pat Fry hat bei seiner Ankunft viele Kisten beim Zoll durchgeschoben. Habt Ihr also viele neue Teile?
FA: Nein, vielleicht haben sie welche gefunden…
SV: Ersatzteile.
FA: …Essen oder sowas. Unser Wagen ist mit dem in Bahrain identisch. Keine neuen Sponsoren oder sonst was.
LH: Bei uns ist es auch so bei Fernando. Es gibt vielleicht das eine oder andere neue Teil, aber das war’s dann.
FM: Derselbe Wagen.
KM: Wir haben noch ein paar Updates, die hoffentlich gut sind.
Sebastian, nachdem die Testfahrten nicht so gut waren wie bei Red Bull sonst immer, gehst Du daher mit einer anderen Einstellung in diese Saison nachdem Du weißt, dass Du unter Umständen am Sonntag das Ziel gar nicht sehen wirst? In den letzten Jahren bist Du ja immer aus der ersten Reihe losgefahren.
SV: Zu diesem Zeitpunkt ist es für uns alle schwierig zu wissen, was auf uns wartet, wie sich das Rennen entwickeln wird, wie es sich im Wagen anfühlen wird, wie viele Autos ins Ziel kommen. Wir haben gesehen, dass wir Probleme haben, aber auch andere hatten welche. Die meisten von uns können wohl keine genauen Erwartungen abstecken. Aber wie ich schon sagte, ist die Saison lange und natürlich trete ich hier nicht an um nur rumzukurven, sondern um das Maximum heraus zu holen. Was das am Sonntag bedeutet, werden wir erst sehen. Das erste Ziel ist anzukommen, und dann so weit vorne wie möglich zu landen. Das ist der Ansatz für hier und eigentlich für die ganze Saison. Wir sind ein starkes Team, wir haben gute Leute und tolle Ressourcen. Daher bin ich zuversichtlich was die Saison angeht.
Lewis, Du und Nico kommt gut miteinander aus, auch als ihr im Vorjahr begonnen habt zu gewinnen. Heuer könntet Ihr zu Titelrivalen werden. Wird das die Beziehung zu Nico verändern?
LH: Jeder spricht über unsere Beziehung zu einander. Sie wird immer gleich sein, denn wir fahren gemeinsam Rennen seit wir 13 Jahre alt sind. Wir waren in Meisterschaften wo er gewann und in welchen, wo ich dann gewann. In der Formel 1 steht zwar noch mehr am Spiel, aber das macht diesbezüglich keinen Unterschied.
Kevin, Du sagst der McLaren fühlt sich schnell an. Heißt das, die Basis stimmt oder heißt es, er reagiert schnell auf neue Abstimmungen?
KM: Beides, würde ich sagen. Auch wenn ich noch nicht viel Erfahrung in einem Formel 1 Wagen habe, würde ich sagen, dieses Auto fühlt sich einfach wie ein Formel 1 Bolide an. Ganz anders als der Renner des Vorjahres. Das diesjährige Auto reagiert sofort und auch Setup-Änderungen haben sofort gegriffen.
Seb, hast Du Deinem neuen Red Bull Teamkollegen Daniel viele Ratschläge gegeben und wenn ja, welche?
SV: Nicht wirklich, weil wir heuer bislang noch nicht viel zusammen gefahren sind. Du machst zunächst Deine eigenen Hausaufgaben im Wagen, aber als Team teilen wir unsere Erfahrungen gemeinsam mit den Ingenieuren. Die Leute erwarten immer, dass wenn Du neu in ein Team kommst oder wenn Du einen neuen Teamkollegen bekommst, man sich gegenseitig Fragen stellt wie “Wie hart bremst Du vor Kurve 3 in Australien oder Monaco“. Aber so ist es nicht. Jeder hat seinen eigenen Fahrstil und da muss man seinen eigenen Weg finden. Es gibt natürlich einige Dinge, wo ich offen bin und er mich immer fragen kann, und umgekehrt. Ich kann auch von ihm lernen, denn er ist neu, hat einen ganz anderen Fahrstil wie Mark (Webber). Bisher hab ich ihn ja bei den Tests noch nicht gesehen, aber das kommt schon noch während des Jahres.
Felipe, liegt über der neuen F1 Saison durch Michael Schumachers schlechten Gesundheitszustand ein Schatten?
FM: Ich denke jeden Tag an ihn und bete für ihn, dass er will gesund wird. Es war tragisch, was geschehen ist, aber ich bin in Gedanken bei ihm, er ist auf meinem Helm, und wir alle beten für ihn, dass er wieder zurückkommt.
Kevin, Du trittst diese Saison intern gegen Jenson Button an, der eher am Ende seiner Karriere ist und Du am Start. Denkst Du, es wird ein Schlüsseljahr für Euch beide – wenn Du ihn schlägst, hast Du es geschafft, hingegen siegt er, bist Du in Schwierigkeiten?
KM: Wir wissen alle, dass Du als erstes an Deinem Teamkollegen gemessen wirst. Aber so krass sehe ich das nicht. Ich werde mein Bestes geben und versuchen, so viel wie möglich gleich zu Beginn der Saison zu lernen, um zu sehen wie weit ich komme. In der Formel 1 hast Du immer viel Druck, besonders wenn Du bei so einem großen Team fährst. Aber ich habe immer davon geträumt bei McLaren zu fahren und hier bin ich. Also werde ich alles geben und nicht zu sehr über Rückschläge grübeln.
Felipe, wie fühlt es sich nach so langer Zeit bei Ferrari an, nun mit einem typisch Britischen Team zu arbeiten?
FM: Am Wagen zu arbeiten, ist praktisch gleich, aber der Ansatz ist ein ganz anderer. Hier sind die Leute viel ruhiger, sprechen viel. Die Italiener schütteln sich immer die Hand, sind energetisch und ich als Brasilianer mag das natürlich. Daher ist es für mich eine große Veränderung. Ich habe nie in England gelebt, daher verstehe ich nicht immer gleich alles, aber es ist eine tolle Erfahrung. Aber ihre Mentalität ist schon anders.
An alle sechs: Welches Team ist Euer Titelfavorit?
DR: Wie Seb schon sagte, ist die Meisterschaft lange. Geht man nach den Testergebnissen, könnte man vielleicht etwas zu diesem Rennen sagen. Für dieses Rennen würde ich mein Geld auf Mercedes setzen, aber man darf keinen unterschätzen.
KM: Ich weiß es nicht, es ist schwer vorherzusagen. Wir haben über mehrere Jahre gesehen, dass wer immer zu Saisonbeginn stark ist, nicht immer am Ende des Jahres vorne ist.
FM: Ich würde sagen Mercedes.
LH: Ich denke Williams.
SV: Da gibt’s nicht viel hinzuzufügen. In diesem Rennen sind die Mercedes-befeuerten Teams im Vorteil. Nach 3-4 Rennen wissen wir mehr.
FA: Ich hab keine Ahnung.
Letzte Frage: Wie viele Fahrer kommen Sonntag ins Ziel?
FA: Wie viele? 16.
SV: 12
LH: 15
FM: 14
DR: Keiner. Wir werden wohl alle zu Fuß über die Linie sprinten!
KM: 22.
Freigabe durch die FIA
Marko erinnert in WM-Kampf an Saison 2010
Helmut Marko hat McLaren im Titelkampf an den Ausgang der Saison 2010 als mahnendes Beispiel erinnert.
Gräber von Bruce McLaren und seiner Familie geschändet
Unbekannte haben das Grab von McLaren F1 Gründer Bruce McLaren geschändet!