Wer wird der nächste Bernie?

F1 Zampano Bernie Ecclestone wird nicht jünger und die Zahl seiner Kritik steigt täglich – die Suche nach einem Nachfolger hat längst begonnen

Als er vor rund 1 ½ Jahren in Deutschland wegen Betrugs vor Gericht stand, sprach Bernie Ecclestone erstmals Davon sein Milliarden-Dollar-Formel 1-Business weiterzugeben. Und als Thronfolger nannte er Red Bull Teamchef Christian Horner. Anstatt sein Lebenswerk einem aalglatten Geschäftsmann oder gar einem Konsortium zu übergeben, hält Ecclestone Horner für den richtigen Mann. Ihre Beziehung zueinander war immer von Respekt geprägt und eng, daher überraschte es nicht, dass Horner als einer der wenigen Gäste bei Ecclestones Hochzeit mit Fabiana Flosi in der Schweiz geladen war.

Der Formel 1 Boss ist überzeugt, dass “es jemanden braucht, der den Sport kennt. Jemand von außen, ein Firmenmanager, hält sich keine fünf Minuten.” Horner fühlt sich zwar geehrt, bezweifelt aber, dass er der geeignete Kandidat ist. „Ich denke nicht, dass irgendjemand Bernies Job machen kann. Die Art und Weise wie er das tut ist einmalig. Bernie kann eine beneidenswerte Liste an Staats- und Wirtschaftsoberhäuptern vorweisen, die er dazu brachte, in die Formel 1 zu investieren und so die unglaublichen Venues wie Abu Dhabi oder Singapur zu schaffen. Der Sport braucht Bernie mehr denn je in diesen wirtschaftlich schwierigen Zeiten, in denen viele Teams straucheln. Es wird ein trauriger Tag, wenn er einmal aufhört.“

Selbstredend ist Horner nicht der Einzige, der mit Ecclestones Nachfolge in Verbindung gebracht wird. Die Liste ist ebenso lang wie exklusiv und beinhaltet Namen wie Sir Stuart Rose, den Ex-CEO von Marks & Spencer, oder Justin King, den Chef von Sainsbury. Sehen wir uns doch mal die Topkandidaten an.

     AUTO-PRIX-F1-MON1) Christian Horner

Horner saß mit 12 im Kart und ging wenig später in die Formel Renault. Sein Weg führte ihn weiter in die britische F3 (1993 bis 1996) und dann in die Formel 3000. Als er in den ersten beiden Saisonen nur 21. und 33. wurde, war ihm klar, dass er es nie bis ganz oben schaffen würde. Daher wechselte er ins Team Management. Unterstützt von seinem Vater Garry und dessen Freund, Motorsport-Insider David Richards, wurde Horner Teamchef bei Arden International. Mit nur 25 Jahren durchliefen er und sein neues Team harte erste Jahre, doch 2003 gewann man die Fahrer-WM in der F3000 mit Bjorn Wirdheim mit unglaublichen 35 Punkten Vorsprung. Tonio Liuzzi wiederholte den Trick eine Saison später und Horners Erfolge brachten ihm die Aufmerksamkeit von Red Bull Eigner Dietrich Mateschitz. Als dieser Jaguar F1 kaufte, machte er den jungen Briten zum Teamchef. Ein Jahr später kam das erste Podium durch David Coulthard beim Monaco Grand Prix. Zwischen 2005 und 2008 war man nie besser als Fünfter bei den Konstrukteuren, aber Horners Plan war langfristig. Er holte Aerodynamik-Guru Adrian Newey und Shooting Star Sebastian Vettel an Bord, und 2009 gab es in China den ersten Rennsieg, gefolgt vom WM-Titel 2010. Mit drei weiteren Titeln machte er den österreichischen Rennstall zum Team, das es zu schlagen galt. Obwohl Red Bull Racing immer wieder verschiedener Vergehen beschuldigt wurde – illegal flexi-wing Technologie 2010 und 2011, illegales Engine Mapping und Unterbodendesign 2012, und Traction Control 2013 – schaffte Horner es immer, großes Übel zu vermeiden. Mit 42 weiß der Neo-Gatte von Ginger Spice Geri Halliwell genau wie hart es ist Erster zu werden, aber um wie viel härter, Erster zu bleiben. Da Red Bull derzeit hinterherfährt, scheint eine neue, noch größere Herausforderung nicht unwahrscheinlich.

Rennsporterfahrung: JA

Business Background: JA

Aktuell in der Formel F1: JA

Premier League Broadcasting Rights Press Conference2) Richard Scudamore

Der derzeitige CEO der englischen Premier League ist ebenso ein Kanidat, der vom Mehrheitsaktionär der Formel 1 CVC als „die perfekte Lösung“ ins Spiel gebracht wurde, während Ecclestone in Deutshland vor Gericht kämpfte. Scudamore, der seit 1999 der Liga vorsitzt, besuchte die Kingsfield School in Bristol und studierte dann Jus an der University of Nottingham. Anstatt Rechtsanwalt zu werden, ging er zur British Telecom und arbeitete neun Jahre erfolgreich als Sales Director bei den Yellow Pages. Das folgende Jahrzehnt war Scudamore im Verlagswesen zuhause, u.a. drei Jahre als Group Advertising Director bei Thomson Reuters in den USA. Er war zwei Jahre CEO der Football League, die die 72 Proficlubs außerhalb der Premier League vermarktet, ehe er 1999 in die Premier League aufstieg. Der Engländer ist bislang für TV und Sponsorship Deals in der Höhe von gesamt GBP 3.5 Milliarden verantwortlich. Er ist auch Gründungsmitglied der Football Foundation und hat sich um die Ausweitung der internationalen Vermarktung der Premier League im Mittleren Osten und Nordafrika gekümmert. 2013 wurde Scudamore mit dem ‚Outstanding Contribution to Football‘ Award der Football Business Awards ausgezeichnet. Kurzfristig brachten ihn frauenfeindliche Emails, die seine ehemalige Assistentin an den Sunday Mirror weiterspielte, unter Beschuss, aber der 54-jähirge, verheiratete Vater von fünf Kindern entschuldigte sich und die Wogen haben sich geglättet.

Rennsporterfahrung: NEIN

Business Background: JA

Aktuell in der Formel F1: NEIN

gerhard-berger-043) Gerhard Berger

Der 55-jährige Ex-Formel 1 Star, der 14 Saisonen in der Königsklasse am Start war und dabei zweimal WM 3. für Ferrari wurde, wird immer wieder als Nacholgekandidat genannt. Berger gewann zehn Grands Prix und holte 12 Poles in 210 GP Starts, was ihn zu einem der erfahrensten Piloten aller Zeiten macht. Sein erster und sein letzter Rennsieg lagen elf Jahre auseinander und waren gleichzeitig die beiden ersten und letzten für das Benetton Team. Er siegte auch im Ferrari und im McLaren, wo er gemeinsam mit Ayrton Senna fuhr und großen Anteil den Titeln des Teams 1990 und 1991 in der Konstrukteursmeisterschaft hatte. Berger kam als mehrfacher Rennsieger in der europäischen Formel 3 1984 in die Formel 1. Der erste Sieg gelang ihm beim Grand Prix von Mexico 1986 auf Benetton und er etablierte sich rasch als sehr schneller Fahrer. Berger siegte aber auch im Sportwagen, z.B. 1985 bei den 24h von Spa. 1987 ersetzte er Stefan Johansson bei Ferrari und brachte unter Enzo Ferrari den Erfolg zurück zur Scuderia mit Siegen in Japan und Australia. Von 1990 bis 1992 war Berger gemeinsam mit Senna bei McLaren, und obwohl er meist näher am Brasilianer dran war als sein Vorgänger Alain Prost, konnte er Ayrton nur ganz selten übertrumpfen. Nach nur drei Siegen in diesen drei Jahren überzeugte ihn Landsmann Niki Lauda 1993 wieder zu Ferrari zurück zu kehren. 1994 wollte Berger nach den tödlichen Unfällen seiner Freunde Senna und Roland Ratzenberger in Imola aufhören, doch er entschied sich um und holte am Hockenheimring den ersten Sieg für Ferrari seit 1990. Im Tausch für Michael Schumacher, der nach Maranello kam, wechselte der Tiroler 1996 nochmals zu Benetton, wo er in der Folgesaison mit 37 zurücktrat. Seinen letzten Sieg feierte er erneut in Hockenheim, nur wenige Tage nach dem Flugzeugabsturz seines Vaters. Ein Angebot von Sauber für die Saison 1998 lehnte er ab. Berger wurde später zum Mentor von Ayrtons Neffen Bruno Senna, und brachte ihn 2010 mit HRT in die Formel 1. Der enorm populäre Tiroler leitete danach gemeinsam mit Mario Theissen das F1 Programm von BMW. 2006 erwarb er 50% an der Scuderia Toro Rosso, während Red Bull Boss Dietrich Mateschitz im Gegenzug die Hälfte von Berger Logistik kaufte. Toro Rosso holte mit Sebastian Vettel 2008 in Monza als erstes Bullenteam einen Rennsieg. Am Ende desselben Jahres holte sich Mateschitz die Anteile zurück. 2012 wurde Berger President of the FIA Single Seat Commission, behielt den Posten aber nur zwei Saisonen.

Rennsporterfahrung: JA

Business background: JA

Aktuell in der Formel F1: NEIN

diageo-paul-walsh_2555669b4) Paul Walsh

Das Unternehmen, das die Formel 1 quasi besitzt, CVC hatte den Geschäftsmann Paul Walsh als möglichen Nachfolger für Ecclestone vorgesehen. Und auch wenn der „erste Putschversuch“ scheiterte als Bernie nach der Rückkehr ins F1 Board – von dem er während seines Prozesses in Deutschland zurücktreten musste – Walsh wieder vertrieb, ist der erfolgreiche, ehemalige CEO von Diageo immer noch eine Option. Nach dem Besuch des Oldham College wollte er ursprünglich Kampfpilot werden, fiel beim medizinischen Test aber wegen Farbenblindheit durch. Stattdessen graduierte er am Manchester Polytechnic in Rechnungswesen und Ökonomie und ging ins Soft Drink Business. 1982 trat Walsh den Dienst beim Londoner Brauerei-Konglomerat Grand Metropolitan an und arbeitet sich nach oben. Als er für das Unternehmen in den USA tätig war, hatte er 1988 maßgeblichen am Verkauf der Intercontinental Hotelkette an die japanische Saison Group für USD 2.3 Milliarden, später als der „Deal des Jahrzehnts“ bezeichnet. 1999 kehrte Walsh nach England zurück und wurde COO von Diageo, und im September 2000 CEO. Er übernahm ein Unternehmen, das über Jahre stagniert hatte, und krempelte es komplett um. Sein Meisterstück war der Kauf von Seagram, wodurch er Captain Morgan Rum und Crown Royal Canadian Whisky ins Portfolio holte. Er agierte in derselben direkten Art wie er schon Pillsbury nach vorne gebracht hatte. Damals verkaufte er unwichtige Zusatzgüter an Burger King und fuhr für die Kerngüter eine aggressive Marketingstrategie. Walsh behauptet seine Arbeitsmoral von seinem Vater und seine organisatorischen Fähigkeiten von seiner Mutter geerbt zu haben, die beide „strikt, aber herzlich“ waren. 2012 war er Teil des Expertenkomittees von Premierminister David Cameron und er ist einer der höchstbezahlten Geschäftsmänner in Großbritannien. Im Februar 2014 wurde Walsh non-executive Chairman der Compass Group, des weltgrößten Caterers. Nachdem fehlgeschlagenen “Putsch” durch CVC, hat sich Walsh selbst aus dem Rennen um Ecclestones Nachfolge genommen – vorläufig.

Rennsporterfahrung: NEIN

Business background: JA

Aktuell in der Formel F1: NEIN

Toto-Wolff-Mercedes5) Toto Wolff

Der Mercedes Teamchef ist der Shooting Star der Szene. Der 43-jährige Österreicher kam erst 1992 die Formel Ford und holte zwei Jahre später den Klassensieg bei den 24h vom Nürburgring, was ihm einen Startplatz in der italienischen FIA GT/GT1 Serie einbrachte. Er gewann einige Läufe, aber fokussierte mehr auf strategische Investments in seiner Firma Marchfifteen, später Marchsixteen Investments. Ursprünglich konzentrierte Wolff sich auf Internet- und Technologieunternehmen, aber heute befasst sich die Firma mit mittelgroßen Unternehmen aus dem Motorsport wie Williams F1, HWA AG oder BRR Rallye Racing. Aber mit Platz 2 in österreichischen Rallye-Meisterschaft 2006 oder dem Sieg bei den 24h von Dubai, blieb Wolff immer ein Benzinbruder. 2006 kaufte er 49% an der HWA AG, die das DTM Programm von Mercedes Benz durchführte. Wolff wurde stv. Chairman neben Hans-Werner Aufrecht, dem Gründer von AMG, und auch Partner einer Sports Management Agentur mit Mika Häkkinen, die u.a. die Piloten Bruno Spengler, Alexandre Premat oder Valtteri Bottas managte. 2009 erwarb der Österreicher Anteile am Williams F1 Team und trat dem Vorstand bei. Drei Saisonen später wurde er Executive Director von WilliamsF1 und ebnete den Weg für seine Frau, Ex-DTM Pilotin Susie Stoddart, für den Rennstall zu fahren. 2013 verließ er das Team aus Grove und wurde Executive Director des Mercedes AMG Petronas F1 Teams als Nachfolger von Norbert Haug und erwarb auch 30% am Team.

Rennsporterfahrung: JA

Business background: JA

Aktuell in der Formel F1: JA

images6) Zak Brown

Brown begann seine Rennsportkarriere im Karting 1986, wo er 22 Rennen in fünf Saisonen gewann bevor er nach Europa ging. In den frühen 1990ern fuhr Zak in der Benelux Open Lotus Series, der British Formula Three Championship und der Toyota Atlantic Series in den USA. In Übersee wurde er zu “America’s Most Promising Young Driving Star” gewählt. Zak feierte 1995 in Laguna Seca sein Indy Lights Debut, wurde 1998 bei den 24 Hours of Daytona Zweiter in seiner Klasse, wie auch bei den 12 Hours of Sebring. Dann nahm er sich zwischen 2001 und 2005 eine Auszeit um sich um den Aufbau seiner Firma zu kümmern. Er hatte 1995 Just Marketing International gegründet und machte daraus eine der weltgrößten Motorsport Marketing Agenturen, die 2013 von CSM Sport & Entertainment gekauft wurde. 2006 zog es ihn wieder hinter den Lenker zurück und er nahm an den Britcar 24 Hours und der in der Ferrari Challenge teil. Nachdem er über mehrere Saisonen immer um den Gesamtsieg kämpfte, beschloss er gemeinsam mit seinem Partner Richard Dean 2009 ein eigenes Rennteam – United Autosports, mit Workshop in Großbritannien und mit Marketingbüro in den USA – zu gründen. Nur zwei Jahre später holte das Team im British GT Championship seinen ersten Sieg und Engagements in der Blancpain Endurance Series, dem Dubai 12 Hour Race, den Bathurst 12 Hours, dem Macau GT Cup und den Spa 24 Hours folgten. Aktuell konzentriert sich Brown auf das Pilotieren historischer Rennwagen und fährt ein paar Rallys. Der Selfmade-Millionär verfügt über ein sehr gutes Netzwerk in der Formel 1 und ist ein ausgezeichneter Verhandler. Zaks Erfolge als Sportsvermarkter sind allseits bekannt und wurden mehrfach geehrt. So wurde er vom PROMO Magazin zum Marketer of the Year ernannt, wurde viermal in der INC 500 Fastest Growing Private Companies of the Year Liste genannt, und in der SportsBusinessJournal’s Forty Under 40 Hall of Fame aufgenommen.

Rennsporterfahrung: JA

Business Background: JA

Aktuell in der Formel F1: JA

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