In der zweiten Episode von DELTA TIME, dem Formelaustria Live Talk präsentiert von Interwetten spricht Alfa Romeo Racing ORLEN Sportdirektor Beat Zehnder mit uns über die bisherige Saison, den Team Verkauf an BMW und Rückkauf durch Peter Sauber, die unbekannten Seiten von Kimi Räikkönen, die wahren Gründe für Giovinazzis Verbleib, und vieles mehr!
Beat Zehnder zu….
Corona
….der administrative Aufwand für die COVID Geschichten ist sehr groß. Das belastet das ganze Team, vom Arbeitsaufwand, aber auch mental, weil man nie sicher sein kann, ob alle negativ sind.
Die Strafe in Imola
….unser Rennen war sehr gut in der ersten Hälfte. Beim Neustart habe ich Kimi gesagt, dass er die Position halten muss, das war ein Fehler. Es ist ärgerlich, weil die Entscheidung der Stewards auch in die andere Richtung gehen hätte können. Wir hatten noch ein Meeting und die Zustimmung war groß, dass der Penalty eigentlich Unsinn ist. Aber es war ein Fehler von uns, was uns bei Regeln sehr selten passiert. Kimi hat sich tapfer geschlagen, und mit Antonio waren wir auch in den Punkten. Er hatte ein Problem mit der Temperatur der Bremszange, weil ein Abreißvisier eines Konkurrenten sich verfangen hatte.
Seinen eigenen F1 Einstieg
….die Formel 1 ist ein 150% Job für gewisse Leute, wie übrigens auch für Franz Tost. Ich habe mich eigentlich nie für Rennsport oder gar die Formel 1 interessiert. 1986 wusste ich gerade mal, wer Ayrton Senna ist. Ich las dann ein Inserat, dass Peter Sauber einen Rennmechaniker sucht. Da konnte man in der Welt rumreisen und das fand ich cool. Aber Peter warf mich beim Vorstellungsgespräch schon nach zehn Minuten raus, weil ich keine Ahnung vom Motorsport hatte. Ich rief dann nochmal an und weil er keinen anderen gefunden hatte, musste er mich nehmen. Ich bin bis heute kein richtiger Autofan, aber es geht für mich um Teamwork. Dinge, die in einem normalen Betrieb nicht möglich sind – in der Formel 1 sagst Du, wir versuchen es. 1988 waren wir neun Leute und haben Gruppe C Autos gebaut. Dieser Teamgeist hat mich damals schon fasziniert.
Die Teamverkäufe
….der Abschied 2005 war viel brutaler als Peter die Firma in gute Hände zu BMW gab. Peter war 62, war noch extrem fit und der Leader der Firma, der das abgibt. Und dann musste er es später wieder zurückkaufen. Das tat er nur, wegen seiner Leute, und weil es sein Baby war. Die Zeit danach war sehr hart, für die Firma, für ihn, für seine Reputation – das würde er wohl nicht mehr machen. Peter war in der Schweiz ein großer Name und musste dann mit finanziellen Schwierigkeiten kämpfen. Besonders zwischen 2014 und 2016 war es sehr schlimm.
Die bisherige Saison
….wenn man die ersten beiden Rennen ansieht, haben wir sicher weniger verloren als die anderen. Wir haben unsere beiden Tokens für die Front verwendet und damit sind die Piloten sehr glücklich. Im Renntrim sind wir schneller als Williams und Haas. Was nach vorne geht, hängt immer vom Verlauf ab. Wir konnten uns in Imola auch gegen die Alpine wehren. Wo Aston Martin steht, weiß ich nicht genau, denn sie hatten zwei Wochenenden zum Vergessen. Vielleicht sind für uns an fehlerfreien Wochenenden P7 oder P8 drin.
Giovinazzis Verbleib
…2011 hatten wir Sergio Perez geholt und alle sagten, das ist ein Bezahlfahrer. Herr Slim zahlt ihm seine Karriere, was wollt Ihr mit dem? Und wo ist er heute? Auch Antonio hat es vielleicht einfacher ein Cockpit zu finden, weil er von Ferrari unterstützt wird. Aber er ist auch ein sehr schneller Fahrer, der immer wieder Kimi Räikkönen gebügelt hat. Was Antonio noch fehlt ist, dass er neben dem Rennfahren auch strategische Überlegungen machen kann. Ein Routinier wie Kimi kann das. Aber er ist nun auch mit dem Mindset so befreit vom eigentlichen Fahren, dass er sich während des Rennens langsam Gedanken machen kann. Das kann nicht jeder Pilot. Kimi hat freie Kapazitäten, um zu fragen, was läuft auf der Strecke. Antonio kommt langsam dorthin.
Den Iceman
…..ich rede mit Kimi wenig über Rennsport, daher verstehen wir uns (lacht). Kimi ist einer der dankbarsten Menschen, die ich kenne. Als er 2000 den ersten Test für uns in Mugello fuhr, brauchten wir sehr viel Zeit, ihn auf ein Level zu bringen. Physisch war er nirgends. Joe Leberer hat ihn fit gemacht. Dann brachten wir ihm alle Dos and Dont‘s auf der Strecke bei. Kimi hatte keine Superlizenz und Peter musste von Bernie Ecclestone, der FIA und allen Teams die Einwilligung holen, dass er fahren kann. Wir sind seither immer offen. Wir tauschten die Benzinmengen aus als er noch bei McLaren war. We don’t bullshit, sind total offen.
Das Duell an der Spitze
…ich freue mich total, dass es vorne eng ist. Das ist gut für die Formel 1. Dann schau ich mir am Montag die Rennen immer nochmal an, weil ich während des Wochenendes nicht mitbekomme, was vorne abgeht. Der Red Bull ist ein Stück besser als der Mercedes. Aber Lewis ist ein Fuchs. Er ist unglaublich. Aber er hat auch einfach viel mehr Erfahrung als Max. Viele hätten das Rennen nach dem Crash weggeworfen, er nicht, auch wenn er Glück hatte. Checo hat bewiesen, dass er sich im neuen Auto wohlfühlt, mit Valtteri ist immer zu rechnen. Und auch mit Charles, denn sein Niveau ist außergewöhnlich.
Das gesamte DELTA TIME Gespräch mit Beat Zehnder gibt’s hier https://fb.watch/58TlRM4fdJ/
Die Noten der Piloten: Mexiko GP
Wie nach jedem Grand Prix gibt es die Benotung der Leistungen der Fahrer im Rennen durch die Formelaustria Redaktion
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Oscar Piastri hat in Mexiko seine WM-Führung an Teamkollege Lando Norris verloren. Der Australier sieht aber einen kleinen Hoffnungsschimmer.